„Nichts ist mehr so, wie es war“

„Nichts ist mehr so, wie es war“
Zu schnell, alkoholisiert, nicht angegurtet,Polizei ausgebremst: Zehn Monate bedingt für Todescrash mit Fußballern.
„Nichts ist mehr so, wie es war“

Wenn man sowas nicht selbst erlebt hat, kann man sich das nicht vorstellen. Wir waren eine glückliche Familie und jetzt ist nichts mehr, wie es gewesen ist.“ Roman Pulikowski aus Tulln hat einen schweren Weg vor sich. Im Saal 101 des Landesgerichts St. Pölten wird aufgerollt, wie es dazu kam, dass sein Sohn Marc mit 19 nicht mehr heimkehrte. „Meine Frau und ich haben ihn vorm Unfallwrack noch in Händen gehalten“, schildert Marcs Onkel Rudolf Fiedler. „Das sind entsetzliche Momente, die man nicht los wird.“

„Nichts ist mehr so, wie es war“

265 PS. Rafael P. , 23, bekam den Boliden aus Deutschland mit, wo er als Jungprofi bei einem Viertligisten kickte. Am 23. Juni 2011 stürmte er für den FC Tulln gegen Langenlebarn, sein Freund Marc schoss ein Tor, danach wurde gefeiert.

Richterin Andrea Humer: „Sie wussten, dass sie mit dem Auto wieder zurückfahren?“ Angeklagter P.: „Ja, ich hab drei Achterl getrunken.“ Richterin: „Warum trinken Sie, wenn Sie fahren?“ Angeklagter: „Weiß nicht.“ Richterin: „Es ist passiert, man denkt sich nicht zu viel...“ Der Seat schoss gegen eine Einbahn, eine Polizeistreife wurde aufmerksam und schaltete Blaulicht ein. P. bog ab, die Polizei war weg, doch der Seat rammte einen Fahrbahnteiler. Der linke Reifen flog weg, auf der Felge schlitterte das Auto weiter, überschlug sich und knallte gegen das Fundament einer Unterführung.

Sofort tot

Marc war am Rücksitz sofort tot, Beifahrer David K. überlebte schwer verletzt. P. stieg leicht verletzt aus, mit 0,68 Promille.

Richterin: „Die Felge bricht, das ist ein Schlag, den man doch spüren muss.“ Angeklagter: „Ja, ich hab abgewartet, was passiert.“ Richterin: „Warum bleiben Sie nicht sofort stehen?“ Angeklagter: „Die Bremsen haben keine Wirkung gezeigt.“ Richterin: „Warum schnallen Sie sich nicht an im Auto?“ Keine Antwort.

Beim Felgen-Anprall war der Bolide 71 bis 80 km/h schnell , hat der Kfz-Gutachter errechnet. Abgebremst, hätte er nach 85 bis 100 Metern gestoppt, der Todescrash wäre nicht passiert.

„Man wird jeden Tag daran erinnert, welchen Fehler man gemacht hat. Es ist wirklich nicht leicht, damit umzugehen“ sagt der Todeslenker. Urteil: Zehn Monate bedingt, nicht rechtskräftig. „Ich weiß, das macht unseren Marc nicht mehr lebendig“ sagt der Vater. „Aber ist das Gerechtigkeit?“

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