Neue Landesgalerie: „Der Würfel ist cool, aber die Fassade langweilig“
„Ich fahr’ fast jeden Tag vorbei. Mein erster Eindruck war, das Museum sieht überraschend und interessant aus“, sagt Claudia, 13. „Der verdrehte Würfel ist cool und schön, aber die graue Fassade langweilig“, meint Ella. Kritischer ist Simon: „Als ich es zum ersten Mal gesehen habe, hab’ ich mich gewundert, dass man so ein Gebäude gleich neben dem Gefängnis baut, es passt nicht in die Landschaft. Inzwischen ist es eh ok.“ Der 13-Jährige hätte aber einen Vorschlag, wie man die neue Landesgalerie Niederösterreich in Krems verbessern könnte. „Es wär’ doch cool, unsere bunten Entwürfe in der Nacht auf die Fassade zu projizieren.“
Er und seine beiden Schulkolleginnen waren junge Künstler in mehreren Teams, die sich in den vergangenen Wochen mit dem Thema „MyMuseum“ auseinander gesetzt haben. Entstanden sind mehr als 360 kreative Entwürfe, die zeigen, wie sich die Kinder ihre persönliche Landesgalerie vorstellen. „Es ging darum, die Jugendlichen schon an unser Haus zu binden. Sie sind die Besucher von morgen“, sagte Kurator Günther Oberhollenzer. Er war von den vielen Ideen überrascht: „Einige wollten im Museum einen Rittersaal, andere eine Rutsche vom Dach zur Donau.“ Im Rahmen einer Ausstellung, die Landesrat Ludwig Schleritzko am Sonntag eröffnete, ist eine Auswahl bis 24. März in der Landesgalerie zu besichtigen – noch bevor ab 25. Mai große Werke von Egon Schiele oder Oskar Kokoschka hier zu sehen sind.
Die reine Architektur stand beim „Pre-Opening“-Wochenende von Freitag bis Sonntag im Mittelpunkt. Tausende Besucher besichtigten den „spektakulären Bau“, wie ihn Schleritzko beschrieb.
Schmuckstück
Schon beim Architektur-Talk am Freitagabend hob Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner die einzigartige Gestaltung hervor. Hier sei „ein neues Schmuckstück in kristalliner Form vor den Toren der Wachau entstanden.“ Die Landesgalerie sei „der herausragendste Museumsneubau in Österreich der letzten Jahre“, sagte sie.
Für den künstlerischen Direktor Christian Bauer war es ein erster emotionaler Höhepunkt: „Nach Jahren der Planung und mehreren hundert Veranstaltungen können wir das Haus endlich den Menschen übergeben.“ Ab Mai sollen darin spannende Ausstellungen aus dem umfangreichen Kunstfundus des Landes Niederösterreich – im Wert von mehr als 1,5 Milliarden Euro – entstehen.
Lob gab es für die Vorarlberger Architekten marte.marte. Sie entwarfen ein 21,5 Meter hohes Gebäude, das von jeder Seite anders zur Geltung kommt. „Es sieht so schief aus, dass man glauben könnte, es fällt gleich um“, meinte ein Besucher. Man sei vom Ort und seinen Besonderheiten ausgegangen und habe die Form auf das Wesentliche reduziert: „Wir glauben, dass dieser solitäre Baukörper mit dieser Drehung sehr stark auf den Ort reagiert und eine Geste zur Donau hin übernimmt“, sagte Architekt Bernhard Marte.
Zahlen
Die Bauzeit der 35 Millionen Euro teuren Landesgalerie in Krems betrug rund drei Jahre. Insgesamt 3000 Quadratmeter Fläche auf fünf Ebenen stehen für Ausstellungen zur Verfügung. Das Untergeschoß ist zusätzlich mit der Kunsthalle verbunden. In dem 21,5 Meter hohen Gebäude sollen Teile der Landessammlung mit mehr als 100.000 Kulturobjekten im Wert von 1,5 Milliarden Euro zu sehen sein. Die Außenhaut besteht aus rund 7500 Kacheln.
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