Neue Indizien für Mord an Felicita-Kapitän

Santa Felicita, Frachtschiff, Kapitän verschollen, Bild honorarfrei
Weitere Indizien für ein Gewaltverbrechen. Ehemalige Matrosin will neue Untersuchung.

Da sind noch 100.000 Fragen offen“, sagt Silvia S. „Ein Selbstmord ist unmöglich, ein Unfall sehr schwer zu erklären“, meint sie. Also doch ein Mord auf dem deutschen Containerschiff?

Zumindest tauchen nun weitere Hinweise auf, die das Geschehen auf der Santa Felicita im Indischen Ozean in einem neuen Licht erscheinen lassen. Wie berichtet, war der 62-jährige Niederösterreicher Matthias Thalhammer in der Nacht auf 20. November auf dem Weg von Cotonou (Benin) nach Port Kelang (Malaysia) spurlos verschwunden. Die Mannschaft gab gegenüber der malaysischen Polizei an, dass der Kapitän aus Laa an der Thaya zuletzt am Vortag um 13 Uhr gesehen worden wäre. Erst am nächsten Tag in der Früh aber sei sein Verschwinden bemerkt und um 7.30 Uhr ein internationaler Alarm abgesetzt worden.

„Er hatte nie frei“

„Um 16 Uhr hat er immer mit seiner Mannschaft Kaffee getrunken, um 19 Uhr war meist Dienstübergabe“, sagt Silvia S., die mit Thalhammer zwei Mal zur See gefahren ist. Wie kann es sein, dass der wichtigste Mann an Bord mehr als 16 Stunden lang von niemandem gesehen wurde? „Der Matthias war fast immer an Bord unterwegs und hatte nie frei“, erzählt Silvia S. Eine Frage, die sich daher stellt: Wenn es ein Unfall war, warum ist sein Fehlen nicht viel früher aufgefallen?

Motive für eine Gewalttat seien vorhanden, sagt S.: „Der Matthias hatte bis vor knapp einem halben Jahr eine philippinische Freundin. Als es vorbei war mit der Beziehung, hat ihr Bruder vor Wut sogar seinem Hund den Bauch aufgeschlitzt.“ Und an Bord der Santa Felicita waren mehr als ein Dutzend Philippinos – sie machten sogar den Großteil der 20-köpfigen Besatzung aus. Bisher wurde wohl nicht geprüft, ob es da Verbindungen gibt.

Auch der Koch, mit dem Thalhammer eine Auseinandersetzung hatte, stammte von den Philippinen. Er hatte Gewürze umdatiert, weshalb die Hafenbehörde in Benin 1500 Dollar Strafe verhängt hatte. Silvia S.: „Man muss wissen, dass ein Philippino an Bord drei Mal so viel verdient wie an Land. Es kann also durchaus sein, dass Matthias ihm gedroht hat, dass er keinen Job mehr bekommt. Er war immer eng mit seiner Mannschaft, aber da kannte er kein Pardon. Vielleicht hat ihm wer auf den Schädel gehaut, anders kann ich es mir nicht vorstellen. Umgebracht hätte er sich nicht, indem er in 25 Grad warmes Wasser springt. Das dauert Stunden, bis man da stirbt. Er hat selber einmal gelacht darüber: Wenn ich mich einmal umbringe, dann sicher nicht so.“

Auch einen Unfall hält S. für unwahrscheinlich: „Es war ruhige See, außerdem hatte Matthias ein tolles Gleichgewichtsgefühl, er konnte sogar am Kran ganz oben balancieren. Für die Familie wird es nun ein trauriges Weihnachtsfest“, sagt sie: „Es wäre schön, wenn es vorher noch eine Klärung gebe. Auch die philippinischen Behörden wären hier dringend gefordert, das näher zu untersuchen.“

Für das Außenministerium gilt die Sache allerdings als „abgeschlossen“.

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