Nebenbuhler mit Gewehr bedroht

Der Angeklagte verließ das Gericht als freier Mann
51-Jähriger marschierte mit Winchester ins Wirtshaus, wollte aber nicht schießen. Nach Urteilsspruch in Freiheit.

Über dem Ehebett hatte Karl K. aus dem Bezirk Lilienfeld eine Winchester hängen. Dort befindet sie sich nun nicht mehr, denn am Mittwoch lag das Gewehr im Schwurgerichtssaal des Landesgerichts St. Pölten, gleich neben Richter Helmut Weichhart.

Die Waffe war ein Beweisstück in jenem Fall, der kurz nach dem Amoklauf von Annaberg für Schlagzeilen sorgte. K., der bis zum 20. September 2013 ein unbescholtener Mann war, wurde wegen versuchten Mordes verhaftet. Der heute 51-Jährige war mit der geladenen Winchester in ein Wirtshaus in Rotheau, Bezirk Lilienfeld, marschiert und hatte den Wirt bedroht. Gäste konnten den Lkw-Fahrer niederringen. In der Hosentasche des Verdächtigen wurden von Polizisten noch 20 weitere Patronen gefunden.Dass hinter der Tat ein Liebesdrama steckte, wurde erst bei dem Prozess bekannt. Denn die Frau des Traisentalers hatte ein Gspusi mit dem Wirt begonnen, der später deswegen um sein Leben fürchten musste.

Als K. das Verhältnis der beiden mitbekommt, bricht für ihn eine Welt zusammen. In zahlreichen Gesprächen versucht er, sie wieder auf seine Seite zu bringen, doch er hat keine Chance. K. beginnt zu trinken. "Ich bin zusammengebrochen", erzählt er.Als seine Frau wieder bei ihrem Liebhaber ist, will er ihn zur Rede stellen. Betrunken und mit der Winchester in der Hand torkelte er in die Gaststube. Dass er den Wirt gar töten wollte, bestreitet der Angeklagte. Das sehen auch die Geschworenen so, die K. nur wegen versuchter schwerer Nötigung zu einer teilbedingten Haftstrafe verurteilen – rechtskräftig.Der 51-Jährige konnte das Gericht als freier Mann verlassen. Nach dem Urteilsspruch fiel ihm seine Frau um den Hals. "Eigentlich habe ich mit der Tat genau das bekommen, was ich wollte", schüttelt er den Kopf. Nur die Winchester nicht, die bleibt bei der Justiz.

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