Nationalpark Thayatal: "Weiteren Grenzübergang errichten"

Der Nationalpark an der tschechischen Grenze
Direktor Übl will grenzüberschreitende Rundwanderwege ermöglichen.

Christian Übl ist der neue Direktor des Nationalparks Thayatal an der tschechischen Grenze. Im Gespräch mit dem KURIER erzählt er von geplanten Grenzübergängen, der Rettung von Bachforellen und dem neuen Wildkatzencamp.

KURIER: Was bedeutet es Ihnen, Direktor zu sein?

Christian Übl: Es ist eine besondere Sache, wenn man nicht nur als Mitarbeiter mitgestalten kann, sondern als Leiter Entscheidungen treffen kann, die den Nationalpark wesentlich beeinflussen und weiterbringen sollen.

Welche Entscheidungen sind das in nächster Zeit?

Im Moment geht es um zwei große Themen. Einerseits sollen Angebote für die Besucher ausgeweitet und attraktiviert werden. Andererseits sollen besondere Schutzmaßnahmen umgesetzt werden, die zum Beispiel ökologische Probleme angehen.

Nationalpark Thayatal: "Weiteren Grenzübergang errichten"
Nationalpark Thayatal Biologe Christian Übl am Lockstock mit Baldrianfläschen
Was ist für die Besucher geplant?

Unser aktuellstes Projekt ist das Wildkatzencamp. Im September wurde mit dem Bau begonnen. Bis Mai nächsten Jahres sollen Gebäude errichtet werden, die Platz für zwei Schulklassen für Projektwochen bieten. Es ist auch eine Outdoorküche geplant und eine kleinere Unterkunftseinheit direkt im Wald. Ziel ist es, dass die Kinder die Freiheit und Wildnis erleben können – und natürlich unsere Wildkatzen sehen können.

Und welche Schutzmaßnahmen sollen kommen?Im Zuge des Projekts Thaya2020 soll die Gewässerqualität der Fugnitz, wichtigster Zubringer der Thaya, verbessert werden. Bei Starkregen im Sommer wird oft viel Schlamm in die Fugnitz und damit Thaya verfrachtet. Die Thaya ist dann braun gefärbt. Wir versuchen die Ursache zu finden, wo die meisten Erosionen stattfinden und welche Lösungen zur Verhinderung geeignet sind.

Auch die Fischpopulation steht im Rahmen von Thaya2020 im Fokus ...Genau, es soll ein grenzüberschreitender Laichplatz für Bachforellen gemeinsam mit dem angrenzenden Tschechien geschaffen werden. Durch das Kraftwerk oberhalb des Nationalparks kommt mehrmals am Tag ein Wasserschwall herunter, aber kein Schotter nach. Weniger Schotter im Bach bedeutet weniger Forellen. Mit Probeanlagen wollen wir testen, inwieweit ein künstlicher Laichplatz für die Bachforellen attraktiv ist. Wie sieht die weitere Zusammenarbeit mit dem tschechischen Nationalpark-Pendant Podyjí aus?

Wir wollen einen weiteren Grenzübergang einrichten. Die Thaya verbindet unsere Nationalparks. Derzeit gibt es als Übergang nur die Hardegg-Brücke. Wir möchten zwei weitere Hängebrücken errichten. Nächstes Jahr ist Projektstart. Damit wollen wir richtig schöne grenzüberschreitende Rundwanderwege ermöglichen.

Prinzipiell liegt Ihnen die Zusammenarbeit mit der Region am Herzen. Wie sieht diese aus?

Hardegg ist die kleinste Stadt Österreichs, unser Nationalpark ist der kleinstes Österreichs. Bei uns in der Region ist alles überschaubar. Da ist es klar, dass die kleinen Sehenswürdigkeiten zusammenhalten und sich gegenseitig unterstützen. Wir haben deswegen Synergien mit der Perlmuttmanufaktur oder dem Schloss Ruegers zum Beispiel. Das wollen wir beibehalten und weiter ausbauen.

Sie sind in der Gegend aufgewachsen, hier verwurzelt – was bedeutet das für Ihre jetzige Direktion?

Ich komme aus Retz, habe die Sommer in Hardegg verbracht. Wir waren als Kinder immer viel draußen. Das hat mich sehr geprägt und mir meinen positiven Bezug zur Natur gegeben. Diese Achtung und Bewunderung nehme ich mit in meine Direktion.

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