Nach U-Haft-Posting: Helfer betonen Engagement der Flüchtlinge

Flüchtlingsunterkunft St. Gabriel, Maria Enzersdorf
Tatsächlich sind zwei Ex-Drasenhofen-Flüchtlinge in Haft. Mehr als zehn weitere haben mittlerweile Ausbildungsplätze oder Jobs.

„Die Pizza-Essen-Pädagogik dürfte in St. Gabriel nicht so aufgehen...zwei Ex-Drasenhofner sind jetzt in U-Haft“. Das Posting des Mödlinger Bürgermeisters Hans Stefan Hintner (ÖVP) sorgte am Wochenende für Aufregung bei der Bevölkerung und Verwunderung bei Helfern und Flüchtlingsheim-Betreiber Caritas. Denn die Aussage des Stadtchef war für sie erst nicht verifizierbar. In St. Gabriel, betonte ein Sprecher, sei niemand festgenommen worden.

KURIER-Recherchen ergaben nun, dass sich tatsächlich zwei der Jugendlichen, die in der umstrittenen und mittlerweile geschlossenen Asyleinrichtung in Drasenhofen untergebracht waren und dann ins  Flüchtlingsheim St. Gabriel in Maria Enzersdorf zogen, wegen Drogendelikten in Wiener Neustadt bzw. Wien in U-Haft befinden. Allerdings wurden sie nicht, wie das Posting implizierte, in St. Gabriel polizeilich auffällig.

Bei den Festgenommenen handelt es sich um einen 18-Jährigen, der mit Erreichen der Volljährigkeit am 10. Jänner erneut umziehen musste und zu dem der Kontakt seiner Unterstützer danach abgerissen sein soll. Er wurde am 19. in Wien festgenommen. Der andere, ein schwerst traumatisierter 17-Jähriger, soll am Dreikönigstag einen Mitbewohner attackiert haben und war von der Polizei weggewiesen worden. Er soll sich zuletzt in Wien aufgehalten haben und befindet sich seit 12. Jänner in Haft. Beiden steht nun ein Gerichtsverfahren bevor.

Für Flüchtlingshelfer und Doro Blancke von der Initiative „Fairness Asyl“ ist damit nun das eingetreten, wovor Experten gewarnt hatten. Denn durch die die häufigen Übersiedelungen - zuletzt der vom Land NÖ angeordnete Umzug von mehreren 18-Jährigen in Erwachsenenquartiere - würden die Jugendliche re-traumatisiert und alle Bemühungen der Helfer zunichte gemacht. Auch habe man betont, dass es nachteilig sei, die Burschen in Unterkünfte ohne adäquate Betreuung zu verlegen, betonen Blancke sowie die Caritas.

Ausbildung und Therapie

Nach U-Haft-Posting: Helfer betonen Engagement der Flüchtlinge

Jene zehn Ex-Drasenhofen-Burschen, die noch in der Caritas-Unterkunft St. Gabriel leben, würden sich aber gut entwickeln, betonen jene, die sich jeden Tag mit ihnen befassen. Sie würden mittlerweile die Schule besuchen oder sich in Ausbildung befinden, sagt Blancke. Die ersten würden sich sogar schon in Psychotherapie befinden. Das sei  ein enormer Fortschritt, betont die Mitinitiatorin von "Fairness Asyl". Blancke erzählt, dass die meisten Jugendlichen, die am 10. Jänner umsiedeln mussten, nach wie vor nach Maria Enzersdorf zu den Deutschkursen kommen würden.

Doch viele der Burschen haben Angst, zwei werden im März 18 Jahre alt. Einer besucht jedoch im Raum Mödling die Schule, der andere hat einen Arbeitsplatz in einer Bäckerei. Ihre Zukunft ist so wie jene von St. Gabriel ungewiss. Denn: Es gibt laut Caritas noch immer keinen Vertrag mit dem Land.

Ausgang nur in Begleitung gefordert

Bürgermeister Hans Stefan Hintner indes hat das Posting kurz nach Verfassen gelöscht. Er betont, dass er nichts gegen die Caritas habe. "Ich schätze auch die Arbeit von Connect Mödling", sagt er. Ihm gehe es lediglich um die Sicherheit in der Stadt, argumentiert er im KURIER-Gespräch.

Nach U-Haft-Posting: Helfer betonen Engagement der Flüchtlinge

Hintner fordert Sicherheit für die Stadt

 

Neben einer nächtlichen Anwesenheit, die ja auch auf jeder Schullandwoche gelte, fordert er nämlich von der Caritas, dass „potenzielle Gefährder“ – also vorbestrafte Jugendliche – nur in Begleitung das Asylheim verlassen dürfen. "Es soll nur jene betreffen, die polizeiliche Eintragungen haben", erklärt er. Laut Menschenrechtsanwalt Manfred Nowak ist dies aber unzulässig. Hintners Amtskollege aus Maria Enzersdorf, Johann Zeiner (ÖVP), tritt ebenfalls für eine entsprechende Beaufsichtigung und eine Anwesenheitspflicht in den Nachtstunden ein. Das sei das unterste Level bei den Anforderungen, meint er. Von polizeilichen Vorfällen zu posten, die sich nicht in der eigenen Gemeinde zugetragen haben, findet er nicht förderlich.

 

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