Mordverdächtiger als Opfer: Nötigung wegen Streit um Schulden

Mordverdächtiger als Opfer: Nötigung wegen Streit um Schulden
Komplize jenes Türken, der von einem 42-jährigem Landsmann auf einem Kino-Parkplatz in Wiener Neustadt erschossen worden sein soll, muss nun selbst hinter Gitter.

Wegen versuchter schwerer Nötigung ist ein türkischer Staatsbürger am Mittwoch in Wiener Neustadt zu zwei Jahren Haft - davon sechs Monate unbedingt - verurteilt worden. Er soll gemeinsam mit einem Komplizen einen Landsmann zur Übergabe eines Familienbetriebes gedrängt haben. 

Beim Opfer handelt es sich um jenen 42-Jährigen, der den Komplizen des Beschuldigten deshalb am 24. September 2023 auf einem Parkplatz in Wiener Neustadt erschossen haben dürfte. 

Das Urteil ist nicht rechtskräftig

Der Beschuldigte soll den 42-Jährigen „eindringlichst aufgefordert haben“, den von ihm gemeinsam mit seinem Sohn betriebenen Supermarkt zu überschreiben - wegen angeblicher Schulden von rund 300.000 Euro. "Sie haben gesagt, sonst bringen sie mich und meine Familie um", berichtete der Mordverdächtige am Mittwoch als Zeuge.

Zehn Patronen als Warnung

Auch vor "gefährlichen Hintermännern aus dem Drogenmilieu" sei er mehrfach gewarnt worden. Man habe ihn wiederholt telefonisch und auch in persönlichen Treffen unter Druck gesetzt. Im Zuge eines dieser Gespräche sei der nunmehrige Beschuldigte bewaffnet gewesen. Sein Komplize habe ihm zehn Patronen in die Hand gedrückt und gesagt: "Wenn du uns das Geschäft nicht überschreibst, sind die für dich und deine Familie".

Als Tatzeitraum gilt September 2023. Der Beschuldigte, der die Vorwürfe bestreitet, war mit einem europäischen Haftbefehl gesucht worden. Er wurde im September 2024 von Finnland nach Österreich ausgeliefert. Für die ursprünglich von der Anklage umfasste schwere Erpressung fehlte laut Ansicht des Gerichts der Bereicherungsvorsatz.

Späte Auslieferung des Mordverdächtigen

Das mutmaßliche Opfer der Nötigung muss sich indes ab 18. Februar in einem zweitägigen Mordprozess am Wiener Neustädter Landesgericht verantworten. Ihm werden auch Vergewaltigung, Suchtgifthandel, Nötigung und Verstöße gegen das Waffengesetz vorgeworfen. Der Türke wurde mehrere Stunden nach tödlichen Schüssen auf seinen 34-jährigen Landsmann in Röszke an der ungarisch-serbischen Grenze festgenommen

Weil im Nachbarland ein Verfahren wegen des Mitführens der mutmaßlichen Tatwaffe anhängig gewesen war, wurde der Mann erst im Vorjahr ausgeliefert.

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