„Oma“ mit 17 Schlägen getötet: Habgier gilt als Motiv für Bluttat
Der Angeklagte beteuerte seine Unschuld, die DNA-Spuren zeichnen ein anderes Bild.
Die mit 17 wuchtigen Hieben erschlagene Frau nennt er "Oma“. Tatsächlich war die 81-jährige Margit G. aber die Nachbarin, mit der die Familie über viele Jahre einen engen Kontakt aufgebaut hatte.
Weil der 28-Jährige die Frau aus "Habgier und finanziellen Motiven" am 10. Februar dieses Jahres in ihrer Wohnung in Baden erschlagen haben soll, stand Cristian R. am Dienstag am Landesgericht Wiener Neustadt wegen Mordes vor Gericht.
Für den Staatsanwalt ist es nach intensiven Ermittlungen des Landeskriminalamtes ein klares Bild: Der Beschuldigte soll die Pensionistin, die wie eine "Leihoma“ für ihn gewesen sei, „auf brutalste Art und Weise ermordet“ haben, erklärte er in seinem Eröffnungsplädoyer.
Der gebürtige Rumäne lebt seit seinem vierten Lebensjahr mit seiner Familie in Baden. Zu der älteren Frau hatte sich ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt. Sie soll auf den Angeklagten und dessen Halbbruder immer wieder aufgepasst haben.
Die 81-Jährige sei "eine geliebte Person, wie meine eigene Oma“ gewesen, bekennt sich der 28-Jährige nicht schuldig. Ihr Tod sei ihm "sehr nahe gegangen“. Er sitze seit neun Monaten unschuldig im Gefängnis. "Ich will das alles aufklären“, so Cristian R.
Geld verspielt, knapp bei Kassa
Für die Staatsanwaltschaft war der 28-Jährige, der seinen Job verloren hatte, knapp bei Kassa war und tausende Euro im Glücksspiel verzockt hatte, auf das Geld und die Wohnung der allein stehenden Frau aus. "Der Angeklagte ist aus meiner Sicht ein Erbschleicher“, die Pensionistin habe das durchschaut und nicht mitgespielt. "Das war letzten Endes ihr Todesurteil“, sagte der Staatsanwalt.
Liebäugelte mit dem Erbe
Eine Freundin des Opfers hatte ähnliche Wahrnehmungen. Sie sagte aus, dass sich die 81-jährige darüber aufgeregt hatte, dass der 28-Jährige mit ihrer Wohnung in Baden liebäugelte. Wenn er sie besuchte, soll es unter anderem darum gegangen sein.
"Gab es Gespräche, wegen des Erbes und wer die Eigentumswohnung bekommen soll?“, wollte Richter Hans Barwitzius vom Angeklagten wissen.
"Das würde ich nicht einmal meine leibliche Oma fragen, das ist respektlos“, bestritt er die Vorwürfe. Wie die Mord- und Tatortermittler zusammen mit Sachverständigen rekonstruierten, soll sich die Tat so zugetragen haben. Der 28-Jährige soll in der Nacht auf den 10. Februar zur Wohnung des Opfer gegangen sein. Nachdem die Seniorin die Tür geöffnet hatte, wurde sie noch im Eingangsbereich mit einem massiven Schlag gegen den Schädel niedergestreckt – vermutlich mit einem Hammer.
Strafverteidiger Nikolaus Rast und Rudi Mayer
Das Opfer stürzte in Bauchlage auf den Fußboden. Laut Spurensicherung habe die Schwerverletzte noch versucht, sich in einer Nische zu verkriechen. Sie wurde aber an den Beinen gepackt, weiter geschleift und mit 16 weiteren Schlägen getötet.
Wie die Ermittler auf den 28-Jährigen kamen?
Seine DNA befindet sich an vielen neuralgischen Punkten in der Wohnung. Unter anderem an der Leiche selbst, in der Küche, an einem Geschirrtuch sowie an einem Sessel. Auch Schuhabdrücke in der Wohnung belasten den Mann. Zudem wurden Haare von der Katze des Angeklagten an der Toten entdeckt. „Ich war es nicht. Ich habe in dieser Nacht meine Wohnung nicht verlassen“, beteuert der 28-Jährige.
Wieso dann mindestens 16 DNA-Spuren von ihm am Tatort gefunden wurden, erklärt Verteidiger Rudolf Mayer, der den Angeklagten gemeinsam mit Nikolaus Rast vertritt, so: Die Spuren könnten durch eine dritte Person, nämlich die Mutter des Beschuldigten, beim Besuch der Pensionistin übertragen worden sein.
Vertagt auf 25. November
Mayer verwies auf ein IT-Sachverständigengutachten, wonach Cristian R. in der Tatnacht mit einer Freundin telefonierte, im Internet surfte sowie soziale Medien nutzte. "Ein Mörder sucht eher schnell das Weite“, meinte der Anwalt.
Die Geschworenenverhandlung wird am 25. November fortgesetzt.
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