Modell für Zuzug: Wer ehrenamtlich hilft, soll günstiger wohnen

In der Region Waldviertler Kernland gibt es rund 300 leer stehende Häuser.
Region will soziales Engagement als Zahlungsmittel für neuen Zuzug einführen

Im schlimmsten Fall werde die Kleinregion Waldviertler Kernland um Ottenschlag, Bezirk Zwettl, in 100 Jahren entvölkert sein. Das düstere Szenario der Pessimisten ist nicht frei erfunden, sondern eine Ansicht auf Basis aktueller Fakten. Laut Leerstandserhebung stehen hier aktuell Hunderte Häuser leer.

Um aus dieser Negativspirale herauszukommen, will man in der Region günstigen Wohnraum schaffen, bei dem sich der Preis am sozialen Engagement orientiert. Die Suche nach passenden Objekten ist aber nicht einfach, weil nur wenige zum Verkauf bzw. zur Verfügung stehen.

„Zahlreiche Besitzer wollen ihre Häuser und Bauernhöfe aus verschiedensten Gründen noch nicht hergeben. Auch wenn viele unbewohnt oder teilweise verfallen sind. Das müssen wir akzeptieren“, sagt Regionsmanagerin Doris Maurer. Daher sollen vorerst solche Projekte realisiert werden, für die derzeit keine dauerhafte Verfügbarkeit erforderlich ist.

Modell für Zuzug: Wer ehrenamtlich hilft, soll günstiger wohnen

Regionsmanagerin Doris Maurer sammelt neue Projektideen.

- Günstig wohnen mit Engagement Wer im südlichen Waldviertel ehrenamtlich bzw. gemeinnützig tätig sein will, soll einen günstigen Wohnraum bekommen. „Wir kennen solche Projekte von der Feuerwehr. Weil bei uns vor allem im Rettungswesen Freiwillige gesucht werden, wollen wir mit dem Roten Kreuz eine Kooperation eingehen“, erklärt Maurer.

- Hotel „Leih-Oma“ Für Lehrlinge aus anderen Ortschaften soll es bei älteren Bewohnern günstige Wohnmöglichkeiten geben, um innerhalb weniger Minuten bei der Ausbildungsstelle zu sein. Eine andere Möglichkeit: Jugendliche oder Junggebliebende und Senioren sollen Wohngemeinschaften gründen, um sich gegenseitig im Alltag – also beim Kochen, Einkaufen oder im Garten – zu helfen.

- Wohnen in der Stadt – garteln auf dem LandLandwirtschaftliche Flächen, die nicht mehr bewirtschaftet werden, sollen Hobbygärtner mieten und nutzen dürfen. „So wollen wir erzielen, dass die Städter wieder mehr Bezug zur Landwirtschaft und mehr Verständnis für die Arbeit auf dem Land bekommen“, sagt die Managerin.

- Ein Bett im Waldviertel Vor allem in der Sommerzeit will man leer stehende Häuser oder Räume an stress- und hitzegeplagte Großstädter günstig vermieten. Die Idee dahinter: Einerseits können die Leute aus der Stadt auf das kühlere Land flüchten, andererseits zwei bis vier Monate lang das vielfältige Leben im Dorf kennenlernen.

Bis zum Herbst will man die ersten Häuser finden. „Wir haben schon die ersten Anfragen. Uns ist aber wichtig, dass wir keinen Eigentümer dazu drängen, sondern die Projektideen nur gemeinsam umsetzen“, erklärt Maurer. So sollen weitere Skeptiker von der guten Sache überzeugt werden. Ihr gehe es vor allem darum, „dass wieder belebte Dörfer mit funktionierenden Gemeinschaften entstehen“, sagt Maurer.

Weitere Informationen unter: www.waldviertler-kernland.at

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