Mit Milliarden gegen die nächste Flut in Niederösterreich
Die Flut, die alles verändern sollte, kam in zwei Wellen. Zuerst trat am 7. August 2002 der Kamp über die Ufer. Regenmassen hatten ihn in einen tosenden Fluss verwandelt, Brücken wurden weggerissen, Tausende Häuser überschwemmt, viele Menschen hatten von einer Minute auf die andere plötzlich kein Dach mehr über dem Kopf.
Ein paar Tage später war auch die Donau nicht mehr zu bändigen. Ybbs, Weißenkirchen, Spitz und viele weitere Gemeinden gingen förmlich unter, dann begann das große Zittern um Krems.
„Ich war zu diesem Zeitpunkt stellvertretender ärztlicher Leiter im örtlichen Krankenhaus, wir hatten bereits alles für eine Evakuierung vorbereitet. Man muss sich vorstellen, dass sich damals die zentralen Anlage für die Energieversorgung des Spitals im Keller befand“, erinnert sich Reinhard Resch, heute SPÖ-Bürgermeister von Krems an der Donau. Die Stadt konnte nur deshalb vor der Flut gerettet werden, weil auf eine bestehende Mauer noch zwei Lagen Sandsäcke gelegt wurden. Diese brachten die entscheidenden zusätzlichen Zentimeter.
Investitionen
20 Jahre später ist NÖ vor einem Hochwasser besser geschützt als je zuvor. Diese Sicherheit kostet allerdings enorm viel Geld. 1,5 Milliarden Euro waren es bislang, durch die mehr als 700 Projekte im ganzen Land umgesetzt werden konnten. Abgeschlossen ist die Arbeit aber noch lange nicht, am Dienstag wurden die Vorhaben bis zum Jahr 2040 präsentiert.
„Für den Hochwasserschutz in Niederösterreich werden wir etwa 110 Projekte in Angriff nehmen und dafür eine Milliarde Euro investieren, um niederösterreichische Gemeinden, Städte und Dörfer, vor allem aber die Menschen zu schützen“, betonte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). 290 Millionen Euro kommen aus Landesmitteln, weiters beteiligen sich Gemeinden, Wasserverbände, der Bund und das Landwirtschafts- und Verkehrsministerium.
Vorhaben
Flutschutzbauten sollen unter anderem in Zellerndorf (Bezirk Hollabrunn), Langenlois (Bezirk Krems), in Krems, Achau (Bezirk Mödling), Ruprechtshofen (Bezirk Melk) und St. Andrä-Wördern (Bezirk Tulln) errichtet werden. „Wir sind froh, dass das Land uns bei dem Bau so gut unterstützt“, sagte Maximilian Tietz, ÖVP-Ortschef von St. Andrä-Wördern.
Konjunkturmotor
Dieses Geld sei aber nicht nur eine Investition in die Sicherheit, sondern auch in den Arbeits- und Wirtschaftskonjunkturmotor des Landes, sagte Mikl-Leitner. Dies sei „gerade jetzt eine wichtige und richtige Entscheidung“, so die Landeshauptfrau, „denn damit sichern wir auch weiterhin die Bauwirtschaft und 16.000 Arbeitsplätze ab“.
Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) betonte aber auch, dass selbst Milliarden von Euro niemals garantieren, dass Fluten in der Zukunft wieder das Land heimsuchen könnten.
Speicherteiche
„Einen absoluten Schutz kann es nicht geben, weil beispielsweise gegen Starkregenereignisse, die immer häufiger werden, kein konventioneller Hochwasserschutz gebaut werden kann.“ Dem begegne man mit mehr Wasserrückhalt, Retentionsräumen und Speicherteichen, mit Gerinneaufweitungen und Renaturierungen, mit einer strengen Raumordnung oder auch mit der Entsiegelung und Begrünung von Parkplätzen.
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