Mit Hightech gegen die Borkenkäfer-Invasion

Schädlinge: Waldbesitzer nützen Spezialdrohnen, um befallene Bäume aus der Luft schneller erkennen zu können.

Auch wenn der feucht-kühle Mai die Borkenkäfer-Invasion in Niederösterreich stellenweise gebremst hat, die Lage ist nach wie vor dramatisch. Die Insekten vermehren sich so schnell, dass Forstleute mit dem rechtzeitigen Identifizieren und Entfernen befallener Bäume gar nicht nach kommen. Drohnen mit Spektralkameras sollen jetzt helfen, um große Flächen innerhalb kürzester Zeit zu kontrollieren.

Mit Hightech gegen die Borkenkäfer-Invasion

Gerald Engel mit seiner Spezialdrohne

Test

Ein erster Test vor wenigen Tagen verlief vielversprechend. Weil das Waldgebiet in Gmünd „vor der Auflösung steht“, setzen Christian Kubitschka, Forstdirektor der Gutsverwaltung Habsburg-Lothringen, und seine Kollegen auf Früherkennung. Derzeit sei ein doppelter bis dreifacher Jahreseinschlag – umgerechnet 4.000 bis 6.000 Festmeter Holz – notwendig, um den Restbestand zu retten. „Wir helfen uns mit Fangbäumen und Sexuallockmitteln, sogenannten Pheromonen, damit Ausbreitung und Vermehrung gestoppt werden“, erklärt Kubitschka.

Um aber die noch gesunden Wälder vor dem Käfer zu schützen und beim Holzverkauf bessere Preise zu erzielen, holte er den Drohnen-Experten Gerald Engel aus Schwarzenau, Bezirk Zwettl, zu Hilfe. Er besitzt eine Fluglizenz, um aus mehr als 100 Metern Höhe mit einer Spektralkamera Luftaufnahmen zu machen. Beim Überfliegen eines Waldgebiets mit seiner Drohne schießt er mehrere Fotos und kann danach auf den Digital-Aufnahmen Wachstumsindizes auswerten. „Je dunkler die Fläche, desto schlechter der Zustand“, sagt Engel. Beim Versuch nahe dem Aßangteich in Gmünd überflog er mit dem Spezialgerät in 13 Minuten eine Fläche von 50 Hektar. „Auf den Bildern haben wir festgestellt, dass wir im Vorjahr gute Arbeit geleistet haben. Diese Fläche ist gesund. Die Präventivmaßnahmen wirken“, erzählt Kubitschka.

Mit Hightech gegen die Borkenkäfer-Invasion

Je dunkler die Fläche, desto schlechter der Zustand des Walds.

Versuche

War der Forstdirektor am Anfang skeptisch, ist er nach zwei Versuchen von dem System überzeugt. „Wir haben Herrn Engel gebeten, eine weitere Fläche zu überfliegen. Ohne zu wissen, wo wir zwei Käfernester vermuten, hat er das gleiche Ergebnis geliefert“, sagt Kubitschka. Der Vorteil dieser Technik: „Mit Suchhunden oder sonstigen Methoden, den Wald abzusuchen, wäre zu aufwendig und teuer. Mit der Drohne kann man schnell und günstig große Fläche bearbeiten“, sagt der Förster. Nach einer bestimmten Zeit will er erneut auf den Drohnen-Einsatz setzen, um mit aktuellen Bildern den Waldzustand mit älteren Fotos zu vergleichen.

Nicht weniger dramatisch stellt sich die Lage auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig – einem Brennpunkt des Käferdramas – dar: „Wir haben im vergangenen Jahr 66.000 Lkw-Fuhren Holz weggebracht und heuer wird es vermutlich wieder genau so viel“, erzählt Übungsplatzkommandant Konstantin Lütgendorf. Der seit vergangenem Winter mit einer gepanzerten Holzfällermaschine auffährt, um auch in Blindgänger-belastetem Gebiet ernten zu können.

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