Mit 79 in der Backstube: Herrn Kollmanns besonderes Gespür für Windgebäck
Alexander Kollmann ist begeisterter Zuckerbäcker.
"Jetzt muss ich schauen, ob ich’s überhaupt noch zusammen bringe“, sagt Alexander Kollmann und greift nach dem Dressiersack. Mit ruhiger Hand befüllt der Zuckerbäcker den Beutel mit Baiser und bringt die Masse in gewünschter Form auf das Blech.
Dabei wechselt er wiederholt die Farbe, modelliert einzelne Details mit der Fingerspitze nach, drapiert in schwungvollen Bewegungen feinere Linien auf dem luftigen Schaum. Letzte Farbtupfer ergänzt Kollmann behutsam mit einem Wattestäbchen. Nach rund zehn Minuten ist seine Arbeit abgeschlossen: Zwei Schaukelpferde aus Eischnee liegen vor ihm in der Backstube.
Hunderte Windfiguren stellt Kollmann Jahr für Jahr her und das bereits seit er Ende der 1960er-Jahre mit der Arbeit in der Konditorei Raimitz begonnen hat.
Die Windfiguren von Alexander Kollmann
Vorbereitung auf die Weihnachtszeit
"Und das macht mir nach wie vor Spaß“, versichert der Zuckerbäcker. Sein Sortiment habe sich in dieser Zeit kaum verändert, bis zu zwölf unterschiedliche Figuren fertigt er in Vorbereitung auf die Weihnachtszeit an. Das Handwerk dafür hat er sich von seinem ehemaligen Lehrmeister "abgeschaut“, wie er sagt.
Kollmann wächst in Rohrendorf auf. Seine Eltern führen eine Fleischhauerei. Zwar hilft er als Kind, den Betrieb zu übernehmen kann er sich dennoch nicht vorstellen: "Das war nicht mein Beruf. Das Tiere töten und so. Da bin ich immer gegangen.“
Neben der Fleischerei gibt es ebenfalls eine Bäckerei im Ort. Dort hilft Kollmann nach der Schule gerne aus – "und wenn’s nur Brösel schneiden ist“. Er entscheidet sich für eine Lehre zum Konditor, jedoch nicht in seinem Heimatort, sondern in einem Kremser Betrieb, den es heute nicht mehr gibt. Nach seiner Zeit beim Bundesheer und einem flüchtigen Zwischenstopp bei der Polizei beginnt Kollmann in der Konditorei Raimitz zu arbeiten. Und bleibt. Wenig später stehen seine ersten Windfiguren zum Verkauf.
Alexander Kollmann auf die Finger geblickt
Das exakte Dressieren bereitet ihm bis heute Freude: „Sicher ist ein bisserl eine Fingerfertigkeit dabei und Übung. Aber wenn man es mit Freude macht, dann kommt sicher was Gescheites raus.“ Mittlerweile ist der Konditor seit rund 20 Jahren in Pension und denkt auch bereits daran, das Handwerk an die nächste Generation weiter zu geben: „Weil ich werde nächstes Jahr schon 80. Und ich hab zwar vor 104 Jahre alt zu werden, aber ob’s wahr wird, ist wieder etwas anderes.“
Zuckerbäcker mit Leib und Seele
Nächste Generation
Ganz kann sich Kollmann allerdings noch nicht von seiner jahrzehntelangen Arbeit lösen, wie seine Enkelin Hanna Raimitz erzählt: "Es ist so seins und es trägt so seine Handschrift. Das will man ihm auch nicht nehmen.“ Die 25-Jährige ist mit dem Zuckerbäckerhandwerk im Familienbetrieb aufgewachsen – und auch mit den Windfiguren ihres Großvaters. "Wir haben sie auch am Baum gehabt Zuhause jedes Jahr“, erinnert sie sich. Während Kollmann kein Motiv bevorzugt, sind es die Engel, die seiner Enkelin besonders gut gefallen.
Raimitz selbst hat ebenfalls bereits mit ihrer Ausbildung zur Konditorin begonnen und arbeitet derzeit vor allem im Verkauf. Immer wieder kommt es vor, dass Kundinnen und Kunden mit ihr über das Windgebäck sprechen. Einige besitzen die zuckrigen Figuren bereits seit etlichen Jahren und kommen in regelmäßigen Abständen, um das Sortiment zu erweitern.
Kreationen eine "schöne Tradition"
Für Raimitz sind die Kreationen ihres Großvaters eine schöne Tradition. Heuer habe er bereits im Oktober damit begonnen, die dekorativen Naschereien Stück für Stück aus Eiweiß und Zucker zu formen.
Wenn die Mitarbeitenden ihre Arbeit am frühen Nachmittag fertiggestellt hatten, blieb der 79-Jährige in der Backstube, um die Figuren herzustellen. Von der Position des Dressiersacks, über den passenden Stand, bis hin zur Haltung der Hände überließe Kollmann dabei nichts dem Zufall, so Raimitz. "Wer tut sich diese Arbeit heute noch an?“, fragt sich die 25-Jährige.
Eine Arbeit, die sich mit Blick auf die nostalgischen Rückmeldungen der Gäste auszuzahlen scheint. "Da bin ich dann auch stolz, weil ich sagen kann: Das hat mein Opa gemacht“, schildert seine Enkelin.
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