Trotz anhaltender Proteste: Diese Kliniken werden in NÖ fusioniert

Eine Person liegt mit bandagierten Beinen in einem Krankenhausbett.
Ab 2026 schließen sich mehrere Kliniken zu Verbünden zusammen. Das Land verspricht bessere Versorgung und mehr Spezialisierung.

Während in den Regionen weiterhin Proteste gegen die Gesundheitsreform in Niederösterreich laufen - zigtausende Unterschriften wurden von den Gegner bereits gesammelt - fixiert die Politik Schritt für Schritt die Umsetzung des Paktes.

Am Mittwoch wurden von ÖVP-Landesrat Anton Kasser weitreichende Kooperationspläne präsentiert, die ab 2026 das Kliniknetzwerk des Landes nachhaltig verändern sollen.

"Wir bündeln Expertise"

Bereits jetzt sei man „mitten in der Umsetzung“, betonte Kasser – und verwies etwa auf die Etablierung der Akutgeriatrie und Remobilisation im Landesklinikum Stockerau. „Wir bündeln Expertise, steigern Effizienz und sichern die Qualität für die Patientinnen und Patienten“, sagte der Politiker.

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Landesrat Kasser (Mitte) präsentierte die Pläne.

Mit Jahresbeginn 2026 werden drei neue Kooperationsverbände offiziell gestartet: Im Weinviertel sollen die Spitäler Korneuburg, Stockerau, Hollabrunn stärker zusammenarbeiten, in der Thermenregion betrifft es die Universitätskliniken Wiener Neustadt und Hochegg. In der Region Mitte gibt es eine Art Fusion des Uni-Klinikums Tulln und des Landesklinikums Klosterneuburg. Parallel laufen Planungen für eine vertiefte Zusammenarbeit zwischen dem Universitätsklinikum Krems und dem Landesklinikum Melk.

Der kaufmännische Direktor des UK Tulln, Andreas Mikl, zeichnete ein konkretes Bild der künftigen Zusammenarbeit. Tulln wird Schwerpunkte in Innerer Medizin, Chirurgie, Neurologie und Psychiatrie ausbauen, Klosterneuburg stärkt Geriatrie, Remobilisation, Nachsorge, Onkologie und Palliativmedizin.

Im Landesklinikum Melk stehen ab 2026 bereits die nächsten Schritte an. Leopold Wanderer, Ärztlicher Direktor, kündigte die Eröffnung einer Akutgeriatrie mit zunächst zwölf Betten an – später sollen es 28 sein. Angesichts der demografischen Entwicklung sei dies „eine gezielte Investition in die Zukunft“.

Neues Zentrum entsteht

Auch in der Zusammenarbeit mit Krems wird es konkrete Veränderungen geben: Ende 2026 wird der aktuelle Primar der Gynäkologie in Melk pensioniert. Wanderer soll künftig beide Abteilungen koordinieren. Das renommierte Endometriosezentrum in Melk bleibt erhalten, in Krems soll ab 2027 ein weiteres Zentrum aufgebaut werden.

Die Ärztliche Direktorin des UK Krems, Andrea Zauner-Dungl, betonte, dass moderne Medizin immer spezialisierter werde: „Ein einzelnes Haus kann das nicht mehr alleine stemmen.“ Melk verfüge über starke OP-Ressourcen, Krems über Kompetenz für komplexe Eingriffe – eine ideale Ergänzung. Gemeinsam könne man zudem ein bislang fehlendes interdisziplinäres Schlafmedizinzentrum für Niederösterreich schaffen.

Die Pflegedirektorin des UK Wiener Neustadt–Hochegg, Christa Grosz, arbeitet bereits seit sieben Jahren für beide Standorte. Für sie ist die Kooperation längst selbstverständlich: Personal wird standortübergreifend eingesetzt, Stärken werden gebündelt. Individualität der Häuser müsse dennoch erhalten bleiben, betont sie – „das schafft Identifikation“.

Rainer Ernstberger, Ärztlicher Direktor des Verbundes Korneuburg–Stockerau–Hollabrunn, sieht die intensive Zusammenarbeit als „motivierende Aufgabe“, auch wenn sie Herausforderungen mit sich bringt. Das Ziel sei ambitioniert: Der neue Verbund „Weinviertel Süd-West“ soll zu einem Haus der Spitzenmedizin werden.

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