Mistelbacher Pride: Ein Regenbogen gegen Schwarz-Weiß

Zusammenfassung
- Die Mistelbacher Pride Parade fördert Toleranz, Freiheit und Gleichberechtigung.
- Die Teilnehmerzahl der Parade lag im Vorjahr bei 1.800 Besucherinnen und Besuchern.
- Die Veranstaltung zielt darauf ab, dass sexuelle Orientierung keine Rolle spielt, und fördert ein friedliches Miteinander.
Ein älteres Pärchen steht am Gehsteig und beobachtet das bunte Treiben am Mistelbacher Hauptplatz. Es spielt Musik, die Menschen feiern ausgelassen, überall sind die bunten Farben des Regenbogens zu sehen. Trotz anfänglicher Skepsis – immerhin ist es laut und so ganz kann man sich den Trubel nicht erklären – beschließt das Paar, sich eine Jause an einem der Stände zu gönnen. Als die Bühnenshow startet, folgen sie der Menge. Sie schauen zu, lachen und feiern mit den anderen mit.
„Sie waren glücklich und zufrieden“, schildert Michael Rabl, der diese Szenen miterlebte. Und der sie gerne beschreibt, wenn es um sein Herzensprojekt geht – die Mistelbacher Pride. Denn die Bezirkshauptstadt im Weinviertel ist seit vier Jahren Veranstaltungsort der bunten Parade, die für so vieles steht: für Toleranz, Freiheit und Gleichberechtigung, aber auch für Zusammenhalt in der Gesellschaft. Dabei ist eines für Rabl, der Obmann des zuständigen Vereins ist, glasklar: Um für mehr Offenheit zu sorgen, müssen alle aufeinander zugehen.
Heuer findet die Pride bereits zum vierten Mal statt. Begonnen hat die Idee jedoch ganz klein – noch bevor es einen Verein gab, der dahintersteht. „Wir haben im Freundeskreis darüber gesprochen, wie schade es ist, dass man nur in Wien sein kann, wer man ist“, erzählt Rabl, der aus Frättingsdorf stammt. Menschen aus der LGBTQIA+-Community würden sich am Land oft alleine fühlen, viele flüchten daher in die Anonymität der Bundeshauptstadt.
Erfolg
„Darum haben wir uns gesagt: Wir probieren das. Mehr als schiefgehen kann es nicht“, so Rabl. Und sie wurden positiv überrascht: Mit Unterstützung der Stadtgemeinde ging die erste Pride mit rund 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern über die Bühne. 2024 feierten bereits 1.800 Menschen mit. „Es gab viel mehr Toleranz, als wir erwartet hätten“, freut sich der 24-Jährige über die Erfolge.
„Wir hätten nie damit gerechnet, so viel positives Feedback zu bekommen.“
Pride-Mitorganisator
Im vierten Jahr des Bestehens haben die Organisatoren viel Neues in petto: Erstmals beginnt das Programm schon am Montag vor dem Umzug, der am 31. Mai stattfindet. Die Parade selbst startet um 11.30 Uhr mit einem Frühshoppen, unterstützt von der Stadtkapelle. Vertreter der Community und Politiker können sich bei einem Rathaus-Empfang austauschen, bevor um 14 Uhr der Umzug mit Oldtimer-Traktoren und einem Paradentruck beginnt.
Rund eine Stunde verwandelt sich die Innenstadt dabei in eine bunte Bühne voller Musik und Lebensfreude. Danach erwarten die Besucher ein Bühnenprogramm mit einer Dragshow, Livemusik und DJanes. Bis 22:30 läuft das Programm am Hauptplatz. Aber keine Sorge: Auch danach kann weitergefeiert werden, und zwar bei einer Aftershow-Party.

Die Stadtgemeinde unterstützt die Pride seit der ersten Stunde.
Zusammenhalt
Für all jene, die nicht bei der Pride dabei sein können, hat man sich zudem etwas Besonderes einfallen lassen: Es wird eine eigene Radiofrequenz geben, mit der man in Mistelbach und Umgebung von 11 bis 22 Uhr live mithören kann. Dafür einfach das Radio auf 87,7 einstellen, schon ist man Teil der Regenbogenparade.
Unser Motto lautet heuer „#gemeinsamstärker“, sagt Rabl. Denn das sei das oberste Ziel der Veranstaltung: ein friedliches Miteinander.
„Was wir erreichen wollen, ist, dass die sexuelle Orientierung völlig wurscht ist.“
ÖVP-Bürgermeister Mistelbach
„Je mehr Leute zur Pride gehen – einfach, weil sie dabei sein wollen, und nicht, weil im Mittelpunkt steht, welcher Gruppierung man angehört –, desto eher erreichen wir das, was wir alle erreichen wollen: dass die sexuelle Orientierung völlig wurscht ist“, ist ÖVP-Bürgermeister Erich Stubenvoll überzeugt. Viele Mistelbacherinnen und Mistelbacher würden sich bereits auf das bunte Fest freuen, das mittlerweile Teil des Kulturprogramms der Stadt geworden ist.
Das Programm:
- 26. Mai: Bunter Heuriger, Paradise Bar, 19 Uhr
- 27. Mai: Queertalk – Podiumsdiskussion. Stadtsaal, 19 Uhr
- 28. Mai: Filmvorführung: „Eismayer“; Kronen Kino, 19.30 Uhr
- 30. Mai: „Pride Prayer“: ökumenischer Gottesdienst; Elisabethkirche, 18 Uhr
Der Verein:
70 Mitglieder zählt der Verein aktuell. Neben der Pride werden das ganze Jahr über Veranstaltungen organisiert, wie der „Bunte Heuriger“ oder der „Bunte Advent“. Mehr Infos: www.mistelbach-pride.at
Diese Erfahrung hat auch Rabl gemacht: „Wir hätten nie damit gerechnet, so viel positives Feedback zu bekommen. Den Leuten fehlten oft einfach die Berührungspunkte zur Community.“ So wie dem älteren Ehepaar, das nur zufällig zur feiernden Menge der Pride dazustieß, um dann selbst Teil von ihr zu werden. „Solche Momente sind so bedeutend“, weiß Rabl. „Aber es gibt sie nur, wenn beide Seiten einen Schritt aufeinander zumachen.“
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