Sexueller Missbrauch in Schwechat: Ex-Pfarrer unter Verdacht

Ex-Pfarrer unter Verdacht (Symbolbild)
Zusammenfassung
- Ex-Pfarrer in Schwechat beschuldigt, über Jahre sexuellen Missbrauch an Minderjährigen begangen zu haben.
- Erzdiözese Wien unterstützt die Aufarbeitung der Vorwürfe und bietet Unterstützung für Betroffene an.
- Ein Vorfall führte 1996 zu einer bedingten Haftstrafe, jedoch wurden keine weiteren Maßnahmen ergriffen.
Die Pfarre Schwechat (Bezirk Bruck a.d. Leitha) hat über bisher unbekannte Vorwürfe gegen ihren früheren langjährigen Pfarrer informiert und einen "Weg der Aufarbeitung" gestartet.
Der Priester, der 2017 gestorben ist, habe "das Vertrauen vieler Menschen missbraucht, sich über viele Jahre hinweg sexuellem Missbrauch gegenüber minderjährigen Schutzbefohlenen schuldig gemacht und dadurch Menschen zutiefst verletzt", hieß es laut Erzdiözese Wien in einem Schreiben.
Der Text der Pfarre wurde im Rahmen des Sonntagsgottesdienstes verlesen, wie auch "Kathpress" berichtete. Der Mann war von 1955 bis 1999 in Schwechat tätig. Er habe die Pfarre "maßgeblich geprägt", doch er "hatte auch eine dunkle Seite, die großes Leid verursacht hat", hieß es in dem Schreiben.
In den vergangenen zwei Jahren seien aus der Bevölkerung bisher unbekannte Vorwürfe gegen den Pfarrer aufgetaucht. Einzelheiten wurden "aus Rücksicht und zum Schutz der Betroffenen" nicht genannt.
Der jetzige Pfarrer Werner Pirkner und sein Team distanzierten sich laut "Kathpress" von den "Verbrechen" und bedauerten gegenüber allen Betroffenen, dass die Pfarre "ihrer damaligen Verantwortung nicht gerecht geworden" sei. Nun wolle man Opfern, ihren Angehörigen und "auch jenen, die sich innerhalb der Pfarre mit unterschiedlichen Sichtweisen konfrontiert fühlen, Raum für Gespräch und Unterstützung anbieten".
Vorfall führte 1996 zu bedingter Haftstrafe
Die Erzdiözese Wien unterstütze und begleite die Aufarbeitung, teilte Sprecher Michael Prüller mit. Bekannt war den Angaben zufolge ein Vorfall in Verbindung mit dem Priester, der 1996 auch zu einer gerichtlichen Verurteilung mit einer bedingten Strafe führte.
"Gestützt auf ein ausnehmend positives Gutachten eines renommierten Psychiaters" hatte die Diözesanleitung den damals 71-Jährigen als Seelsorger in Schwechat belassen, seine Pensionierung aber beschleunigt. "Auch wenn derzeit keine Vorwürfe aus der Zeit nach der Verurteilung vorliegen, müssen wir aus heutiger Sicht feststellen, dass die damalige Reaktion der Erzdiözese ungenügend war", erklärte Prüller: "Mit dem heutigen Wissensstand über die Hartnäckigkeit pädophiler Neigungen würden wir sofort mit einer Dienstfreistellung reagieren und das Umfeld informieren."
An mögliche weitere Missbrauchsopfer und Zeugen wurde appelliert, sich bei der Ombudsstelle der Erzdiözese Wien zu melden. "Auch wenn die Vorfälle weit zurückliegen, bietet die Kirche finanzielle und therapeutische Hilfen an", hieß es.
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