Militärakademie: "Da muss man Abstriche hinnehmen"

Zur Ausmusterung wird vor der Militärakademie bereits Spalier gestanden
Der "Tag der Leutnante" an der Theresianischen Militärakademie findet diesmal wegen Sparmaßnahmen ohne Parade statt.

Es ist schon seit Jahrzehnten so, dass das Bundesheer zu wenig Geld hat.“ Generalmajor Karl Pronhagl ist seit nunmehr 40 Jahren Soldat, er kennt die ewige Debatte um das Heeresbudget. Als Kommandant der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt trifft sie ihn aktuell besonders, weil Ende September der „Tag der Leutnante“ diesmal ohne die traditionelle und in der Bevölkerung sehr beliebte Militärparade durch die Stadt über die Bühne gehen wird.

Militärakademie: "Da muss man Abstriche hinnehmen"

Milak-Chef Karl Pronhagl im schauTV-Gespräch mit KURIER-Ressortleiter Martin Gebhart

Dass die Parade eingespart wird, hatte das Verteidigungsministerium gemeinsam mit dem Aus für die Leistungsschau des Heeres am Nationalfeiertag in Wien verkündet. Bei der Leistungsschau machte der derzeitige Verteidigungsminister Thomas Starlinger einen Rückzieher, die Absage der Parade ist aufrecht geblieben.

Kommandant Pronhagl im KURIER-Talk dazu: „Wir haben seitens der Militärakademie nicht mehr so breit dafür gekämpft. Ich denke schon, den Herrn Minister da unterstützen zu müssen. Wenn die Situation eben so ist, muss man auch bereit sein, Abstriche zu machen.“

Der "Tag der Leutnante" findet diesmal ohne Parade statt

Offiziersberuf attraktiv

Dass Minister Starlinger derzeit drastisch auf die Budgetnöte des Heeres hinweist, hält Pronhagl für notwendig: „So wie es der Minister darstellt, ist es hundertprozentig richtig.“ Er setzt auf die künftige Regierung. Die Militärakademie selbst spüre die Geldnot im Heer nicht so sehr bei der direkten Ausbildung, als bei den notwendigen Transporten, die immer schwieriger zu bewerkstelligen sind.

Interessant ist, dass trotz dieser Budgetdebatte rund um das Heer der Offiziersberuf noch immer sehr attraktiv ist. Bei den Anmeldungen für eine Ausbildung in der Militärakademie sei derzeit nichts von einer unsicheren Zukunft im Heer zu bemerken. Heuer werden letztmalig weniger Leutnante ausgemustert, in den kommenden Jahren liegen die Zahlen der Offiziersanwärter in Wiener Neustadt wieder deutlich über der Hunderter-Grenze.

Schule gesichert

Zuversichtlich stimmt da auch, dass die neue Bundeshandelsakademie für Sicherheit und Führung – aus der Offiziersanwärter hervorgehen können – doch noch in Betrieb gehen konnte. Minister Thomas Starlinger hatte diese Sicherheitsschule bereits gestrichen. Ein Entschließungsantrag im Parlament hat dann ein Umdenken bewirkt.

Der Andrang ist dort groß. 83 Jugendliche hatten sich bundesweit beworben, 49 wurden aufgenommen. Können diese nun sicher sein, dass das Projekt, das unter den Fittichen der Milak steht, nicht doch noch gestoppt wird. Pronhagl: „Wir von der Militärakademie versuchen, alles zu tun, um den Schülern die passenden Rahmenbedingungen zu geben. Ich bin zuversichtlich, dass alles den richtigen Weg geht.“

Älteste Militärakademie der Welt

Die "Tage der Leutnante" zählen alljährlich zum Höhepunkt im Jahreskalender der Theresianischen Militärakademie. Am 27. und 28. September werden in Wiener Neustadt die neuen Offiziere ausgemustert und am „Tag der Leutnante“ in das Bundesheer übernommen. Immer in Anwesenheit des Bundespräsidenten.

Die Theresianische Militärakademie ist die älteste aktive, durchgängig der Offiziersausbildung gewidmete Militärakademie der Welt. Am 14. Dezember 1751 war sie von Kaiserin Maria Theresia gegründet worden. 1956 war nach dem Zweiten Weltkrieg die Ausbildung wieder aufgenommen worden.

Seit 1998 absolvieren die künftigen Offiziere auch einen sechssemestrigen Fachhochschul-Lehrgang „Militärische Führung“, für den sich auch Zivilpersonen einschreiben lassen können. Und seit Schulbeginn wird nun auch die „Bundeshandelsakademie für Führung und Sicherheit“, kurz Sicherheitsschule, im Bereich der Militärakademie betrieben.

Warum eigentlich, Karl Pronhagl

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