„Meine Hände sind oft kribbelig“

Neue Idee: Die pensionierte Unternehmerin Maria Fiedler aus Weitra im Waldviertel will demnächst ein Zwirnknopfmuseum eröffnen
Waldviertlerin macht nur noch handgefertigte Zwirnknöpfe, Maschinenproduktion ist eingestellt

Sehr ruhig ist es in einer kleinen Fabrik in Weitra, Bezirk Gmünd, geworden. Wo früher Wickel- und Nähgeräte wie Maschinengewehre ratterten, um Aluminiumringe mit feiner Baumwolle im Sekundentakt zu umgarnen, stört kein ohrenbetäubender Lärm mehr. „Die Erzeugung von Maschinenknöpfen habe ich eingestellt. Das Geschäft hat sich nicht mehr rentiert, weil etwa für Bettwäsche heutzutage fast nur mehr Reißverschlüsse verwendet werden“, sagt Maria Fiedler, die letzte Zwirnknopf-Erzeugerin Österreichs. Ganz gibt sie ihren Betrieb aber nicht auf. Auch weiterhin produziert sie handgefertigte Knöpfe in verschiedenen Formen und Größen.

„Wenn ich zwei bis drei Tage lang keine Zwirnknöpfe machen kann, werden meine Hände schon kribbelig“, gibt Maria Fiedler zu. Dann greift sie vor dem abendlichen Fernsehprogramm zur Nadel, nimmt einen Aluring in die Hand und zaubert mit bunten Garnen innerhalb von knapp 30 Minuten ein weiteres Kunstwerk. Ihre handgefertigten Zwirnknöpfe sind inzwischen weithin bekannt und können als modische Accessoires entweder als Anstecker auf der Handtasche, als Halskette oder als Ohrringe getragen werden.

Blütezeit

Während Fiedlers flinke Finger mit Nadel und Garn herumwirbeln, hat die 63-Jährige oft auch Zeit, auf glorreiche Jahrzehnte zurückzublicken. Ihre Blütezeit erlebte Maria Fiedler, die mehrere Produktionsmaschinen im Jahr 1978 einer älteren Frau in Weitra abgekauft hatte, knapp vor der Öffnung des Eisernen Vorhangs 1989. „Damals waren bei mir 18 Mitarbeiter beschäftigt, die rund 200.000 Knöpfe täglich produzierten“, erzählt Fiedler.

Bis nach Japan, Amerika und Brasilien sind die Waldviertler Erzeugnisse per Post verschickt worden. Sie fanden reißenden Absatz. Gebraucht wurden bzw. werden sie vor allem bei der Bettwaren-Erzeugung und für die Trachten- und Landhaus-Mode. „Wer noch welche benötigt, kann sich gerne melden. Das Lager mit maschinell gefertigten Zwirnknöpfen ist noch gut bestückt“, schildert die 63-Jährige. Sie schätzt, dass sie noch zirka 100.000 Stück vorrätig hat. Bevor sie die Maschinenproduktion einstellte, fertigte sie mit vier Teilzeitkräften noch zwischen 7000 und 8000 Stück.

Solange Fiedler noch kann, wird die Pensionistin mit ihrer Schwiegertochter und einer Bekannten handgefertigte Knöpfe erzeugen. Sie hat aber auch schon ein neues Projekt: Damit ihre Produktion später nicht in Vergessenheit geraten kann, bastelt sie an der Umsetzung, ein Zwirnknopfmuseum für spätere Generationen zu realisieren. Eines ihrer Highlights: die Nähmaschinen, die noch aus dem Zweiten Weltkrieg stammen.

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