"Mehr Frauen an den Brandherd"
Am Freitag feiert der noch 44-Jährige Geburtstag: Dietmar Fahrafellner konnte aber bereits am Mittwochnachmittag die Korken knallen lassen. Der St. Pöltener Bezirksfeuerwehrchef wurde mit überwältigender Mehrheit zum neuen Landesfeuerwehrkommandanten gewählt. Im KURIER erzählt er, wie er seinen neuen Job anlegen will.
KURIER: Sie haben mit 20:2 Stimmen sehr deutlich die Wahl gewonnen. Wie geht es Ihnen nach der Abstimmung.
Fahrafellner: Ich freue mich sehr über dieses Ergebnis, weil es auch einen großen Vertrauensvorschuss meiner Kollegen bedeutet.
Was wird ihre erste Amtshandlung sein?
Ich möchte die Bezirkskommandanten zum Gespräch bitten und eine Art Klausur veranstalten. Dort sollen Wünsche und Anregungen gesammelt werden, um den Weg für die Zukunft klar festzulegen.
Ein wichtiger Bereich ist die Nachwuchsarbeit. Gibt es da schon Pläne?
Wir müssen uns an die neue Zeit anpassen und neue Medien nutzen. In diesem Bereich kann man noch einiges verändern. Wir bieten den Jugendlichen aber auch sehr oft eine Art Ersatzfamilie. Wir haben immer mehr, die aus zerrütteten Familienverhältnissen kommen und die bei uns Geborgenheit suchen. Dieses Thema wird uns auch in Zukunft sehr beschäftigen, um die Freiwilligkeit zu erhalten.
Stichwort Freiwilligkeit erhalten: Etliche Gemeinden Niederösterreichs sind bereits klassische Auspendler-Gemeinden. Tagsüber ist für Einsätze eigentlich niemand vorhanden. Wie lösen Sie dieses Problem?
Wir müssen dieses flächendeckende System, das wir jetzt haben, unbedingt erhalten. Dann können wir die Alarmpläne für Auspendlergemeinden entsprechend höher ansetzen und bekommen so – mit Hilfe von Nachbarfeuerwehren – die Einsatzbereitschaft auch in diesen Gemeinden. Das ist aber nur ein Punkt. Wir müssen andererseits danach trachten, auch die Frauen zur Feuerwehr zu motivieren. Der Slogan muss lauten: Frauen an den Herd – an den Brandherd. Wir müssen außerdem schauen, auch die Zuwanderer, die neuen Österreicher, in die Systeme zu integrieren.
Ein großes Thema im Zusammenhang mit dem Landesfeuerwehrkommando war auch der Fuhrpark. Ihr Vorgänger kam wegen seines Dienstwagens in Bedrängnis (rund um die Beschaffung von Josef Buchtas Dienst-BMW gab es Unregelmäßigkeiten, das Land musste einschreiten, Anm.). Wie werden Sie das handhaben?
Die Vergangenheit könne wir nicht mehr ändern. Ich werde keinen Dienstwagen des Landesfeuerwehrkommandos in Anspruch nehmen. Ich bin und bleibe Bezirksfeuerwehrkommandant von St. Pölten und als solchen habe ich mein Dienstfahrzeug.
Sie waren auch schon bei Katastrophen im Einsatz. Welche Erinnerungen haben Sie an die Gasexplosionen von Wilhelmsburg und St. Pölten?
Diese beiden fürchterlichen Einsätze haben sich unauslöschlich in mein Gedächtnis eingebrannt. Obwohl die Feuerwehr mit einem Großaufgebot an Helfern vor Ort war, mussten wir viele Tote aus dem Schutt bergen. Die psychische und physische Belastung für alle beteiligten Helfer war enorm.
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