Alkohol, Aggression, Entgleisung: Prozess nach brutaler Nacht in NÖ

Mariazellerbahn
Ein Event, viel Alkohol und eine Fahrt mit der Mariazellerbahn endeten in Gewalt. Fünf Männer standen nun in St. Pölten vor Gericht.

Wie auf einer Schnur aufgereiht sitzen sie auf der Anklagebank im Landesgericht St. Pölten: fünf junge Männer (zwischen 22 und 29 Jahre alt), allesamt aus Niederösterreich, denen am 26. Juli 2025 in Hofstetten-Grünau im Bezirk St. Pölten die Sicherungen durchgebrannt sein sollen.

Es geht um schwere Körperverletzung – und um ein Verhalten, das die Richterin beim Prozess am Mittwoch als „letztklassig“ bezeichnete.

War es Notwehr?

Dabei begann alles ganz entspannt. Das Quintett besuchte an dem Sommertag ein Fußballtennisturnier; dabei wurde aber nicht nur gesportelt, sondern auch sehr viel getrunken. 

Später dann, es war bereits dunkel, kam es vor dem Sportplatz zu einem Gerangel, das mit einem am Boden liegenden 41-Jährigen endete, der einen Nasenbeinbruch erlitt. 

Einer der Angeklagten, der zugab, den Mann geschlagen zu haben, betonte, er habe nur in Notwehr gehandelt. „Der Mann kam auf mich zu und schrie: Ich bringe dich um!“, behauptete der Niederösterreicher bei der Befragung durch die Richterin.

Davon wollte das Opfer beim Prozess jedoch nichts wissen. Er sei zu Boden gerissen und anschließend getreten worden, so der 41-Jährige, der ebenfalls betrunken gewesen war.

Damit war der brutale Abend aber noch nicht zu Ende. Das Quintett verließ schließlich den Sportplatz und wollte mit der Mariazellerbahn die Heimreise antreten. 

Schwer betrunken und ohne Tickets fuhren sie Richtung St. Pölten. Als eine Schaffnerin erschien und bemerkte, dass die Männer nicht bezahlt hatten, eskalierte die Situation abermals. Die Frau wurde beschimpft, einer der Angeklagten zog seine Hose herunter und präsentierte sein nacktes Hinterteil.

Schließlich griff ein Mitarbeiter der NÖVOG ein und versuchte, die Situation zu deeskalieren. Er wurde daraufhin von zwei Männern attackiert – es setzte Tritte. Das 54-jährige Eisenbahnaufsichtsorgan erlitt einen Schock und musste in weiterer Folge psychologische Hilfe in Anspruch nehmen.

Geld bei Prozess überreicht

Die Angeklagten entschuldigten sich am Mittwoch bei dem NÖVOG-Mitarbeiter; 600 Euro Schmerzengeld wurden ihm noch im Gerichtssaal überreicht. Das Opfer nahm das Geld und auch die Entschuldigungen an.

Jene beiden Angeklagten, die auf den 54-Jährigen losgegangen sein sollen – die Tat wurde von einer Überwachungskamera aufgezeichnet – kamen mit einer Diversion davon. Die Probezeit beläuft sich auf drei Jahre.

Der Angriff beim Sportplatz endete hingegen mit Freisprüchen, weil sich das Opfer in Widersprüche verwickelt hatte. Ein genauer Ablauf des blutigen Vorfalls ließ sich nicht mehr rekonstruieren. Die Freisprüche sind allerdings noch nicht rechtskräftig.

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