Marillen: Wettrennen mit Frühsorten um Kunden

Frühsorte "Orange Red"
Auch wenn die Haupternte der Original Wachauer Marillen erst Mitte Juli startet, hat der Verkauf der süßen Früchte schon begonnen. Da die Nachfrage groß ist, bieten Bauern jetzt frühreife Sorten an. Probleme macht allerdings die Trockenheit: Zu wenig Wasser hemmt das Wachstum der Marillen.

Die Wachau liegt schon im Marillenfieber: Während in Krems und Spitz die Organisatoren der großen Veranstaltungen "Alles Marille" und "Marillenkirtag" in die hektische Phase der Vorbereitungen kommen (Termine siehe Zusatzbericht), stürmen die ersten Touristen die Verkaufsstände in der Region, an denen bereits die frühreifen Marillensorten "Orange Red", "Sweet Red" oder "Aurora" angeboten werden. Die Stände sind aber oft rasch ausverkauft, denn obwohl der Beginn der Haupternte erst für Mitte Juli erwartet wird, ist die Nachfrage schon enorm. Gleichzeitig bedroht die Trockenheit die Chance auf eine außergewöhnlich große Ernte – auch dort, wo der Frost im Frühjahr nicht zugeschlagen hat.

Zwischen 3,80 und 4,50 Euro kostet das Kilo Marillen an den Ständen. Die bieten derzeit – bis auf wenige Ausnahmen – noch nicht die "Original Wachauer Marille" an, sondern moderne, frühreife Marillensorten. Die Früchte wachsen zwar in der Gegend, es handelt sich aber nicht um traditionelle Sorten wie "Klosterneuburger" oder andere, die erst später reif werden.

"Wir schaden damit niemandem, wenn wir die in der Wachau verkaufen. Oder glauben Sie, dass ein Tourist in zwei Wochen extra wieder kommt, wenn ich ihm sage, dass dann die Original Marille reif ist?", fragt eine Standfrau rein rhetorisch. "Wir sagen ja auch dazu, dass es nicht das Original ist", ergänzt sie eifrig. Dass auf einem Steigerl ein Aufkleber mit der Information "Herkunftsland Ungarn" zu sehen ist, erklärt der Bauer so: "Ich habe früher mit einem Händler zusammengearbeitet und Holzsteigen mit ihm ausgetauscht."

Rund zwölf Kilometer weiter bevölkern fast pausenlos Marillenkunden den Hof der Familie Muthenthaler in Schwallenbach. "Wir bauen Marillen in fünfter Generation in der Wachau an. Mein Urgroßvater war der erste, der Plantagen anlegte", erzählt Franz Muthenthaler: "Mir ist wichtig, dass die Leute nicht bei den Händlern, sondern bei uns Bauern ab Hof kaufen." Er findet es kontraproduktiv, wenn Kollegen andere schlecht machen, die nicht ausschließlich die alten Originalsorte anbauen. "Die Kunden können ja kosten und sich entscheiden, was sie wollen. Sie werden bei uns ja genau aufgeklärt", betont Muthenthaler. Der Sortenmix sei auch sinnvoll, weil bei unterschiedlicher Reifezeit nicht alles gleichzeitig geerntet werden muss.

Fehlende Niederschläge

Vielen Marillenbauern macht die Trockenheit große Sorgen, sie fürchten, dass schon bald viele Bäume eingehen könnten. "Die fehlenden Niederschläge sorgen heuer dafür, dass die meisten Früchte klein bleiben", erklärt Erich Hamböck aus Krems-Stein, dessen Marillengärten großteils im Kamptal stehen. "Die Hitze bringt auch uns in Stress, weil viele Früchte gleichzeitig reif werden."

Da es seit Wochen zu trocken ist, versuchen Marillenbauern stellenweise ihre Obstgärten mit Wasser zu versorgen. "Dort, wo wir bewässern können, sind unsere Marillen schön. Für die anderen Flächen, wo der Boden nicht so optimal ist, müssen wir beten, dass hoffentlich noch Regen kommt", sagt Marillenbauer Gerhard Tastl aus Rohrendorf bei Krems.

Erst nächste Woche will Franz Reisinger, Obmann des Vereins "Wachauer Marille", dem mehr als 220 Obstbauern angehören, ein Datum bekannt geben, an dem die Haupternte der Original Wachauer Marillen startet: "Wir erwarten jedenfalls eine gute Ernte", sagt Reisinger. Dass schon jetzt Marillen verkauft werden, sieht er gelassen: "Die meisten werden richtig deklariert. Und die Kunden fragen, um welche Sorte es sich handelt.

Einen Tag länger als bisher findet heuer erstmals das Kremser Altstadtfest "Alles Marille" statt: Von 14. Juli bis 16. Juli können Besucher die süße Frucht in unterschiedlichen Spezialitäten verkosten: Marillenknödel, -eis, -palatschinken oder -bowle werden jeweils ab 10 Uhr angeboten. Gleichzeitig wird die Fußgängerzone zur Bühne für viele Künstlergruppen – und zwar zum Podium traditioneller Volkstanzgruppen oder zum Schauraum für Kunsthandwerker.

Von 20. bis 23. Juli dreht sich auch beim Marillenkirtag in Spitz alles um die köstliche Frucht: Während am Donnerstag der Eintritt zum Dämmerschoppen frei ist, müssen die Gäste an den übrigen Tagen statt bisher drei heuer erstmals fünf Euro Eintritt zahlen. "Es geht nicht anders. Sicherheitsauflagen und der gesamte Aufwand werden mehr. Um diese Kosten zu bewältigen, müssen wir mehr Geld verlangen", erklärt Ewald Stierschneider junior vom Organisationsteam.

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