Lupinenkaffee und Wurmfarm im Weinviertel: "Wir verarbeiten alles"
Frisches Gemüse oder verarbeitete Produkte wie den Lupinenkaffee gibt's im Hofladen "Wia daham" von Franz und Rosi Plöch in Enzersdorf im Thale im Bezirk Hollabrunn.
"Wia daham" heißt der Hofladen von Rosa und Franz Plöch. Dieser ist am Ende von Enzersdorf im Thale im Bezirk Hollabrunn in einem eigenen Haus zu finden.
"Wia daham" heißt er, weil die Landwirte mit ihren Produkten ein Gefühl wie zu Hause vermitteln wollen. Die Transportwege sind denkbar kurz: Der Hof schließt direkt an den Hofladen an, wo es selbstgemachte Sirupe, Mehl, Aufstriche, Eier, Kaffee und vieles mehr gibt. Von den Plöchs und von anderen Direktvermarktern.
Im Regal der Plöchs finden sich allerdings Schmankerln, die man anderswo nicht so schnell findet: Da gibt es Produkte aus Maulbeeren, Hagebutten oder Felsenbirnen.
Maulbeerbaum und Felsenbirne stammen noch aus Großmutters Zeiten, wie Franz Plöch erzählt: "Sie hat alles gekauft und eingesetzt. Was ihr geschmeckt hat, ist geblieben", erzählt er schmunzelnd. "Und wir profitieren jetzt, wir können das Obst verarbeiten", ergänzt seine Frau Rosi.
So kommt es auch, dass im Obstgarten eine Felsenbirne steht. "Es ist ein riesengroßer Strauch. Wir wussten nicht, was es ist. Aber haben uns gedacht: Wenn es die Oma gesetzt hat, dann muss man es auch essen können", sagt die Landwirtin, die jetzt Fruchtaufstrich und Sirup aus der uralten Wildobstsorte macht.
Die Lupinen aus dem Weinviertel
Das Experimentieren wurde Franz Plöch von seiner Großmutter wohl in die Wiege gelegt, denn neben klassischem Getreide, wie Sommer- und Wintergerste, die bereits gedroschen wurde, steht als nächstes die Ernte der Lupinen ins Haus. Ende Juli, Anfang August ist damit zu rechnen.
Die Lupine kennen manche vielleicht aus ihrem eigenen Garten, doch da warnt die Bäuerin: "Die aus dem Garten sind hochgiftig!" Auf den Feldern der Plöchs handelt es sich um eiweißreiche Sorten, die man aus der Futtermittelproduktion kennt: Früher wurden damit Schweine gefüttert.
"Wir haben nach einer Pflanze gesucht, die in die Fruchtfolge passte - und nach einer Alternative", erinnert sich Franz Plöch. Denn die klassischen Feldfrüchte stellen den dreifachen Vater vor Herausforderungen.
Die Pflanzen müssen die immer länger werdenden Trockenperioden überstehen. Bei den Zuckerrüben haben die Bauern mit Schädlingsbefall zu kämpfen, da die schützende Beize, die Neonicotinoide enthält, nicht mehr zugelassen ist. "Heuer mussten wir ein Feld umreißen", erzählt Plöch, dass die Rüben dem Erdfloh zum Opfer gefallen sind.
Und so kam die Familie auf die Lupine. Alles begann mit einem Experiment. Außer den Plöchs glaubte niemand daran, dass es etwas werden würde. "Und dann hatten wir 2.000 Kilo Ertrag", strahlt der Landwirt. Heute werden auf etwa einem Hektar Lupinen angebaut, weiße. "Wir haben mit den blauen begonnen.
Lupinenernte fiel im Vorjahr Schafen zum Opfer
Aber die haben eine schwarze Schale, die ist im Mehl nicht schön", erklärt Rosi Plöch, die schon sehnsüchtig auf die neue Ernte wartet. Denn der Lupinenaufstrich im Hofladen ist gut aber aus. "Wir hatten im Vorjahr fast keine Ernte, weil die Schafe alles aufgefressen haben", denkt die Enzersdorferin nicht gern an das Vorjahr und die wilde Schafherde zurück.
Wer mehr über die Plöchs und die Wurmerde erfahren will, kann den Betrieb (Ernstbrunnerstraße 102, 2032 Enzersdorf im Thale) am 3. August im Zuge der Sommergenusstour besuchen.
Los geht es um 10 Uhr, alle zwei Stunden werden Führungen angeboten.
Eine Lupinen-Spezialität, die es bei den Plöchs gibt, ist der Kaffee: Den macht man am besten mit einer French Press. Das Kaffeepulver geht sehr stark auf, darum eignet es sich nicht für Filterkaffeemaschinen. Gemahlen wird die geröstete Lupinenbohne in Enzersdorf, nur für den Röstvorgang werden sie nach Stockerau (Bezirk Korneuburg) gebracht.
"Der Kaffee ist koffeinfrei und magenschonend", nennt Rosi Plöch die Vorteile, als sie beim KURIER-Besuch eine Tasse einschenkt. Von der Farbe unterscheidet er sich nicht, der Lupinenkaffee süßer als das das gewohnte Heißgetränke.
Mit der Wurmfarm zum besten Dünger
"Ich würde gerne noch mehr neue Kulturen ausprobieren, aber du brauchst immer auch Abnehmer", sagt Plöch, der heuer erstmals Öllein im Programm hat. Wenn's funktioniert, geht es nächstes Jahr damit weiter.
"Bei uns wird alles verarbeitet", betont Rosi Plöch. Und was wirklich nicht mehr geht, bekommen die Hendl - oder die Würmer. Denn auch die sind eine Besonderheit der Enzersdorfer Landwirte. "Ich war zu Besuch bei einem Biobetrieb, da hat der Chef davon gesprochen, sich eine Wurmfarm zuzulegen. Alle haben gesagt, das geht nicht", lacht Franz Plöch, der kurze Zeit später seine eigene Wurmfarm hatte.
Boden wird verbessert
Die Wurmerde ist ein natürliches Produkt, der Kompost, der bei den Plöchs anfällt, wird von den Kompostwürmern zersetzt und verdaut. Die Würmer sind die besten Mitarbeiter des Betriebs, denn sie arbeiten rund um die Uhr. Heraus kommt ein Produkt mit allen wichtigen Nährstoffen, Bakterien, Mikroorganismen und Pilzen für den Boden. Durch diesen besonderen Dünger wird der Boden verbessert. "Wir haben eine Mikrobiologin kennengelernt, die war ganz begeistert, wie viele Lebewesen es in unserer Wurmerde gibt", schildert der Landwirt stolz.
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