Amokfahrt mit Lkw in Kirche: Täter wird in Anstalt eingewiesen

Rund eine Million Euro Schaden hat wohl die Amokfahrt eines 32-jährigen Rumänen am 8. Juli des vergangenen Jahres von Wien nach Brunn am Gebirge (Bezirk Mödling) angerichtet. Der Mann war mit einem zwölf Tonnen schweren Lkw vom 23. Wiener Gemeindebezirk zur "Pfingstkirche" in Brunn gerast - mitunter auf Gehsteigen oder Gegenfahrbahnen - und hatte dabei eine Spur der Verwüstung hinterlassen.
Mit Lkw in Glasfassade
Von zahlreichen beschädigten Fahrzeugen berichtet die Staatsanwältin im Prozess gegen den 32-Jährigen, der am Mittwoch am Landesgericht Wiener Neustadt begonnen hat. Mehrere Lenker hatten noch versucht, dem Lkw auszuweichen, nicht allen war das gelungen. Schließlich rammte der Rumäne die Glasfassade der Kirche. Mehrmals. Einmal davon an jener Stelle des Büros von Pastor Ruben Avram, wo dieser gerade die Ehevorbereitungen mit einem jungen Hochzeitspaar besprechen wollte.
Mit 825.000 Euro wird alleine der Sachschaden an der Kirche beziffert. Hinzu kommen die in Mitleidenschaft gezogenen Fahrzeuge sowie Schadenersatzansprüche Betroffener - sowohl für körperliche, als auch für psychische Folgen. Er wolle diese Ansprüche "so weit wie möglich gutmachen", sagt der Verteidiger über seinen Mandanten: "Ganz wird das aber wahrscheinlich nicht möglich sein."
"Habe die Kontrolle verloren"
"Es tut mir sehr leid, ich wollte niemanden verletzen", beteuert der Angeklagte gleich zu Beginn der Verhandlung - und bekennt sich schuldig. "Ich habe die Kontrolle verloren." Er habe sich von der Pfingstkirche zurückgewiesen gefühlt, sagt er zu seinen Motiven. "Ich bin ihnen schon länger online gefolgt, weil mir gut gefallen hat, was dort gemacht wird. Ich habe gedacht, ich verdiene es, dass sie mich aufnehmen."
Doch dazu sei es nicht gekommen - trotz eines Bewerbungsmails, behauptet der 32-Jährige. "Ich habe keine Antwort bekommen. Das hat mich verletzt." Hinzu gekommen sei Manipulation durch seine Mutter: "Sie hat mich telefonisch unter Druck gesetzt. Ich habe leider schon seit längerer Zeit eine toxische Beziehung zu meiner Familie."
Sein Mandant sei "sehr religiös", die Kirche "der Mittelpunkt seines Lebens", erklärt der Verteidiger. Die "erhebliche Kränkung" habe letztlich zur Amokfahrt geführt, an deren genauen Ablauf sich der Rumäne allerdings nicht mehr erinnern könne. Schon einige Tage zuvor hatte der 32-Jährige auf dem Parkplatz vor dem Kirchengebäude eine Bibel zerrissen. In Online-Postings drohte er: "Ihr werdet weinen, aber ich auch. Ihr habt mein Leben zerstört, das werdet Ihr bereuen."
All das sei jedoch nicht ernst gemeint gewesen, versichert der Mann. "Ich habe nur Blödsinn geredet. Ich wollte niemanden verletzten." Kein gutes Licht auf diese Beteuerungen wirft allerdings seine Vorgeschichte. Wegen Sachbeschädigung und Nötigung war er bereits 2022 in St. Pölten verurteilt worden - auch dort war ein Streit mit Vertretern der Pfingstkirche Auslöser für die Konfrontation gewesen. Auch dort habe er sich zurückgewiesen gefühlt, sagt der Rumäne: "Sie haben mich nur als Freund angesprochen, nicht als Bruder. obwohl ich schon getauft war."
Vorstrafe wegen Gewaltdelikt
Weit schwerer allerdings wiegt eine weitere Vorstrafe in Deutschland, wo der Mann wegen versuchten Totschlags eine mehrjährige Haftstrafe absitzen musste. Ein psychiatrischer Sachverständiger attestiert ihm daher, auch weiterhin eine Gefahr für seine Mitmenschen zu sein. Deswegen wird der 32-Jährige vom Schöffensenat nicht nur zu sechs Jahren Haft verurteilt, sondern auch in ein forensisch-therapeutisches Zentrum eingewiesen. Nicht rechtskräftig.
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