Anschlag auf Kirche: Gutachter attestiert psychische Erkrankung
Alle Beteiligten gingen von einem Akt des Terrors aus. Ein Lastwagen, der an mehreren Stellen ungebremst in eine Kirche in Brunn am Gebirge raste, hatte vergangenen Juli Pastor Ruben Avram und ein junges Hochzeitspaar während der Trauungsvorbereitung in Angst und Panik versetzt.
Drei Monate nach der Amokfahrt eines 32-jährigen Rumänen ist der mehrere Hunderttausend Euro teure Schaden am Kirchengebäude immer noch nicht behoben, erklärt Pastor Ruben Avram. Auch die Wunden in der Kirchengemeinde sitzen noch wie vor tief.
In der Zelle
Alexandru C. sitzt nach dem rätselhaften Anschlag immer noch in der Justizanstalt Wiener Neustadt. Auf der Suche nach dem Motiv für die Tat, sind Ermittler und Sachverständige womöglich fündig geworden.
Bei dem 32-Jährigen wurde eine psychische Erkrankung diagnostiziert. Wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt, Erich Habitzl, gegenüber dem KURIER bestätigt, attestiert das psychiatrische Sachverständigengutachten dem Tatverdächtigen eine schwere Persönlichkeitsstörung. "Deshalb wurde die Untersuchungshaft auch in eine vorläufige Unterbringung“ umgewandelt, sagt Habitzl.
Die Ermittlungen des Landesamtes für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung (LSE) und des NÖ Landeskriminalamtes zum genauen Tatmotiv, dem Hergang sowie der Vorgeschichte sind immer noch im Laufen. Die Staatsanwaltschaft erwartet laut Habitzl demnächst den Abschlussbericht der Polizei.
Ermittelt wird gegen den Rumänen wegen schwerer Nötigung, schwerer Sachbeschädigung und Gefährdung der körperlichen Sicherheit. Er ist wegen anderer Zwischenfälle in der Vergangenheit bereits amtsbekannt.
Der 32-Jährige steht im Verdacht, mit dem 12 Tonnen schweren Lastwagen der Spedition, für die er als Chauffeur tätig war, mehrmals in das Gebäude der Pfingstkirche gerast zu sein. An fünf Stellen hat der Laster die Portaleingänge, Fassaden und Fenster durchschlagen und das Gebäude massiv beschädigt.
Auf der Irrfahrt zum Gotteshaus nach Brunn am Gebirge war der 32-Jährige, der seit 2020 in Österreich lebt und zuletzt in Wien-Brigittenau seinen Wohnsitz hatte, in fünf Verkehrsunfälle verwickelt. Im Bezirk Mödling verletzte er eine Fußgängerin, die er mit dem Lkw streifte.
Pastor Ruben Avram saß gerade mit einem Pärchen zur Hochzeitsvorbereitung in der Pfingstkirche, als der Lkw mit einem ohrenbetäubenden Knall in das Glasportal donnerte. Gegenüber den Ermittlern war der Amokfahrer geständig.
Ausgeschlossen und nicht toleriert
Er sprach in den Einvernahmen davon, dass die Kirche sein Leben zerstört habe. Er fühlte sich "ausgeschlossen“ und "nicht toleriert“. Auch diese Angaben stehen laut Gutachter mit der psychischen Erkrankung in Einklang. Der 32-Jährige soll eine Art Verfolgungswahn haben.
Es gibt eine Vorgeschichte
Wochen vor dem Anschlag mit dem Laster soll der Rumäne vor der Kirche eine Bibel zerrissen haben. Bereits 2022 hatte der Verdächtige für einen Polizeieinsatz wegen Nötigung und Sachbeschädigung gesorgt, nachdem ein Kirchenmitglied mit einem Stock attackiert worden war.
In der Pfingstkirche finden zwar wieder wie gewohnt Gottesdienste statt, die massiven Gebäudeschäden sind aber noch nicht repariert. "Derzeit warten wir noch auf die Rückmeldung der Versicherung. Kleinere Arbeiten bei den Büros haben begonnen, aber die großen Reparaturen lassen noch auf sich warten“, erklärt Avram.
Der Pastor hofft, dass man sobald wie möglich die Sanierungsarbeiten beginnen kann und bis zum Wintereinbruch der Zugangsbereich und die Eingangsportale wieder hergestellt sind.
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