Letzte Runde für das Pickerl ist eingeläutet

Seit 1998 wird die Vignette als Hightechprodukt bei Forster in Waidhofen/Ybbs gedruckt.
Das nächstjährige signalrote Mautpickerl für Österreichs Autobahnen und Schnellstraße wird das letzte seiner Art sein. Die Asfinag hat angekündigt, ab 2027 nur mehr digitale Autobahnvignetten zu verkaufen. Damit schließt sich nicht nur ein buntes Kapitel in der Verkehrsgeschichte, sondern auch in der österreichischen Druckerei-Technologie.
Durchgehend seit dem Jahr 1998 hat die auf Verkehrs- und Werbetechnik spezialisierte Firma Forster mit Stammsitz in Waidhofen/Ybbs die jährlich erforderlichen Tages-, Wochen- und Jahresvignetten produziert. Immer in einer anderen neuen Signalfarbe gedruckt, entwickelten die Spezialisten im Ybbstal das Pickerl zum Hightech-Produkt.
Sicherheit, wie bei Geldscheinen
Mit Hologramm, Seriennummer und weiteren eingeprägten Sicherheitsmerkmalen versehen, halten die Pickerl mittlerweile den Standard von Banknoten. Dementsprechend ist der Produktionsort im Waidhofner Werk auch als Hochsicherheitstrakt abgeschirmt.

Dabei war der Start des Pickerls und der Autobahnmaut im Jahr 1997 alles andere als konfliktfrei und glamourös. Die aus Chicago in den USA gelieferten Vignetten lösten sich in manchen Fällen von selbst von den Windschutzscheiben, zudem waren um etliche Millionen Stück zu wenig geordert worden. Die Zeit des Ö3-Vignettenmans („Haha Schurke – ohne Furcht und Hirn“) war gekommen. Tagtäglich streute er Salz in die Wunden der Verkehrspolitiker.
Das Pickerl kostete beim Start 40 Euro. Für das aktuelle 2026er-Mautemblem muss man 106,80 Euro hinlegen.
Emotionen
Ab 1998 leiteten dann die damals dafür neu zuständige Asfinag und die Firma Forster die "Autobahnpickerln“ in ruhigeres Fahrwasser. Aufgrund des Preises und den drohenden Geldbußen für nicht geklebte Vignetten, bleiben sie aber auch weiterhin mit Emotionen behaftet.

Signalfarbe "Feuerrot"
Wegen des kontinuierlichen Anstiegs beim Verkauf der digitalen Vignette wird die Asfinag laut eigenen Angaben nur mehr rund zwölf bis 14 Millionen Stück des letzten Vignetten-Jahrgangs beim Vertragspartner Forster ordern.
Firma Forster
Die Waidhofner Spezialisten mit 600 Mitarbeitern in der gesamten Gruppe sind über das nahende Ende der Vignetten-Ära naturgemäß nicht erfreut. "Forster ist seit vielen Jahren ein verlässlicher Partner der Asfinag, unter anderem für die Produktion der Klebevignetten Wir nehmen die aktuelle politische Entscheidung zur vollständigen Digitalisierung der Vignette ab dem Jahr 2027 zur Kenntnis“, sagt Geschäftsführer Andreas Grader.
Den Auftrag zur Produktion der Klebevignetten habe man auf "höchstem Niveau“ ausgeführt und erst zuletzt Modernisierungsmaßnahmen in diesem Bereich durchgeführt, so der Firmenchef. „Dass mit 2026 die letzte Klebevignette erscheinen wird, ist für uns ein Einschnitt, den wir sehr bedauern“, erklärt Grader.
Letzter Auftrag
Den per Ausschreibung der Rahmenvereinbarung für den Zeitraum 2024 bis 2027 gewonnenen Auftrag für die – laut Asfinag feuerrote – letzte Vignette, werde man verlässlich umsetzen, versichert Grader. Aufgrund der bisherigen guten Zusammenarbeit gehe man bei Forster davon aus, dass das vertraglich vereinbarte Produktionsvolumen für die Vignette 2026 wie vereinbart abgenommen wird, teilt Forster-Geschäftsführer Grader weiters mit.
Trotz des Wegfalls der Klebevignette blicke man zuversichtlich in die Zukunft, sagt Grader. Forster sei breit aufgestellt und verfüge über eine vielfältige Produktpalette in den Bereichen industrieller Druck, Verkehrstechnik und der Objektbeschilderung. Grader: "Der Wegfall der Vignettenproduktion bringt wirtschaftliche Einbußen, wird uns in den Grundfesten unseres Familienbetriebs jedoch nicht erschüttern“.
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