Landwirtschaft in NÖ: ÖVP-Bauernbund hält alle Trümpfe, doch es gibt Kritik

Johanna Mikl-Leitner feierte mit dem Bauernbund.
In der Volkspartei herrschte vor der Kammer-Wahl durchaus Nervosität - vor allem aus einem Grund. Die kleinen Parteien orten ein Fairness-Problem.

Es gab sie durchaus, die Hoffnung der blauen, roten, grünen und unabhängigen Landwirte, die Dominanz des ÖVP-Bauernbundes in Niederösterreich brechen zu können.

Doch als Sonntagabend das Ergebnis der Landwirtschaftskammerwahl bekannt wurde, war jede Hoffnung dahin.

Mit 82 Prozent der Stimmen kann die Volkspartei ihre Dominanz in der Kammer weiter fortsetzen. Der Bauernbund werde weiterhin mit Johannes Schmuckenschlager den Präsidenten und die beiden Vizepräsidenten sowie auf Ebene der Bezirksbauernkammern alle 21 Obleute sowie sämtliche Stellvertreterinnen bzw. Stellvertreter stellen, hieß es kurz nach der Wahl.

ÖVP-Bundeskanzler Christian Stocker stellte sich auf X (vormals Twitter) als Gratulant ein.

Dabei war im Vorfeld des Urnengangs durchaus Nervosität im ÖVP-Bauernbund zu spüren. Das hatte vor allem einen Grund: Die Freiheitlichen sind in Niederösterreich auf dem Vormarsch, seit der Landtagswahl 2023 sitzen sie in der Landesregierung, nach den Gemeinderatswahlen 2025 stellen sie erstmals Bürgermeister im größten Bundesland.

Landwirtschaft in NÖ: ÖVP-Bauernbund hält alle Trümpfe, doch es gibt Kritik

Ein Warnsignal war der Volkspartei im Februar zudem das Ergebnis der Landwirtschaftskammerwahl in Salzburg, wo die Freiheitliche Bauernschaft mit einem Plus von zwei Mandaten klar zulegen konnte, die ÖVP drei abgeben musste.

Dennoch: Von einer blauen Welle war bei der Kammer-Wahl in NÖ nichts zu spüren. Die FPÖ um Spitzenkandidaten Peter Schmiedlechner schaffte nur knapp die Vier-Prozent-Hürde und damit ein Mandat in der Landwirtschaftskammer. 

Keinen Aufwind bracht da auch die Klage von FPÖ-Landesrätin Susanne Rosenkranz gegen Kammer-Präsidenten Schmuckenschlager, den sie unter anderem den Tatbestand der üblen Nachrede vorwirft. Man wolle sich nicht "mundtot" machen lassen, konterte der ÖVP-Bauernbund.

Weiterhin vertreten in der Landeskammer ist auch der Unabhängige Bauernverband (UBV) mit 9,8 Prozent, allerdings hatte sich auch Obmann Herbert Hochwallner mehr erhofft, man wollte zweistellig werden.

Ein bitterer Sonntag war es für die SPÖ-Bauern um Ernst Wagendristel und die Grünen, die sich erst kurz vor der Wahl aufstellten. Beide Parteien verpassten klar den Einzug in die Kammer.

"Es fehlt an Informationen"

Allerdings war von den Wahlverlierern auch Kritik zu hören. Es geht ihnen um das Kammerwahlrecht, gefordert wird eine Wahlrechtsreform. "Eigentlich weiß vor der Wahl niemand so recht, ob er eigentlich wahlberechtigt ist. Es fehlt hier an Informationen, im Prinzip muss jeder selbst nachschauen, ob er im Wählerverzeichnis aufscheint", sagt Wagendristel im Gespräch mit dem KURIER.

Vor allem für die kleinen Parteien sei dies ein großer Nachteil, betont der Sozialdemokrat. "Da kann der ÖVP-Bauernbund mit seinen vielen Mitgliedern seine Stärke natürlich voll ausspielen."

In der Volkspartei kann man mit dem Argument allerdings wenig anfangen. "Die SPÖ ist in Niederösterreich flächendeckend vertreten. Sie hat demnach auch alle Möglichkeiten, für die Wahl zu werben und ihre Mitglieder anzusprechen", wird betont.

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