Landestheater NÖ präsentiert neue Spielzeit ab Herbst

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Marie Rötzer fragt in ihrer letzten Saison als künstlerische Leiterin: „Kann Kunst die Welt retten?“

Das Landestheater Niederösterreich präsentierte das Programm für die Spielzeit 2025/26, wobei die erste Premiere am 12. September gefeiert wird. Vier Uraufführungen, vier österreichische Erstaufführungen und drei Österreich-Premieren stehen auf dem Spielplan.

Die künstlerische Leiterin Marie Rötzer feiert damit ihr zehnjähriges Jubiläum – es ist gleichzeitig ihre letzte Saison am Landestheater. Ab der Spielzeit 2026/27 fungiert sie als künstlerische Direktorin am Wiener Theater in der Josefstadt.

Rötzer blickt auf die Jahre in St. Pölten zurück: „Wir haben mit unseren Themen und Stoffen oft den Nerv der Zeit getroffen, uns mit der politischen Bedeutung des Theaters beschäftigt und damit ins gesellschaftliche Leben eingemischt.“ In der letzten Saison will sie fragen: „Kann Kunst die Welt retten?“ Bedürfe es in „unseren dramatischen Zeiten“ nicht eher realer Lösungsansätze als literarischer Utopien, um die demokratische Werteordnung in Europa zu verteidigen?

Marie Rötzer

Marie Rötzer ist designierte Leiterin des Theater an der Josefstadt in Wien ab der Spielzeit 2026/2027.

Rötzers Antworten darauf im Spielzeitheft: „Theater kann nicht die Welt retten und es kann uns auch keine Glücksversprechen geben, aber es kann uns mit spielerischer Fantasie und Kreativität unterstützen, Utopien zu entwickeln. Das Theater erschafft uns eine Parallelwelt, in der wir wie durch ein Brennglas komplexe Verhältnisse besser verstehen können. Und Theater kann krisensichere Brücken für Menschlichkeit und Solidarität bauen.“

Premieren

Welche Rolle Macht und Manipulation spielen, will das Landestheater mit seiner Auswahl der Stücke zeigen. So steht Kafkas „Das Schloss“ über machtbesessene Bürokraten, für die Bühne adaptiert von Regisseur Gernot Grünewald, auf dem Programm (Premiere am 27. September). In Tschechows Stück „Die Möwe“ verschließt sich eine Gesellschaft von Schauspielern, Schriftstellern und Privatphilosophen in einer Art Kulturblase vor der Wirklichkeit (Premiere am 28. November).

Jonathan Heidorn wird George Orwells politische Parabel „Animal Farm“ in der Theaterwerkstatt in Szene setzen (Premiere am 24. Jänner). Die junge Regisseurin Mira Stadler widmet sich der wiederentdeckten Dramatikerin Maria Lazar, die mit „Der blinde Passagier“ eine Geschichte über Zivilcourage im Nationalsozialismus geschrieben hat (13. März). Leander Haußmann, der bekannte Theater- und Filmregisseur, wird in einer Koproduktion mit dem Theatersommer Haag „Die eingebildete Kranke“ mit Ursula Strauss in der Titelrolle auf die Bühne bringen. Mit diesem Stück wird die Spielzeit im Landestheater eröffnet.

Gastspiele und Literatur

Auch internationale Gastspiele der Partnertheater in Berlin und Hamburg werden in St. Pölten auf die Bühne gebracht. Philipp Hochmair und Lars Eidinger präsentieren Soloprogramme.

Im Rahmen des Literaturfestivals Blätterwirbel im Herbst gibt es ein Autorinnen-Porträt von Milena Michiko Flašar und eine Lesung von Wolf Haas.

Ein eigenes Repertoire für Kinder und Jugendliche, Klassenzimmertheater, Adventlesungen und vielfältige Kulturvermittlung ergänzen das Angebot.

Nächste Woche am Donnerstag fällt im Rahmen des Stückefests 2025 außerdem die Entscheidung, wer das „Peter-Turrini-Dramatiker*innenstipendium“ des Landes Niederösterreich erhält. Das Siegerstück wird dann am 7. März 2026 in der Theaterwerkstatt zur Uraufführung gebracht.

Im Rahmen der Programmpräsentation wurde auch auf die derzeit laufende Spielzeit Bezug genommen: Die Auslastung der bis 13. Mai gespielten Vorstellungen liegt bei knapp 91 Prozent, wie Geschäftsführer Georg Kandolf berichtete. Bei den Abonnements gibt es einen Zuwachs von über 14 Prozent und somit einen neuen Höchststand nach Corona. 6.800 Gäste wurden zudem bei den Gastspielen an der Bühne Baden und im Stadttheater Wr. Neustadt gezählt. Die Einnahmen liegen aktuell knapp unter dem Rekord aus der Spielzeit 2018/19.

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