Künstlerin aus NÖ fasziniert mit Porzellan im deutschen Bundestag

Eine Frau in pinkfarbenem Overall liegt neben einem mit Geschirr gefüllten Boot.
Die gebürtige Gamingerin Uli Aigner lässt zum Grundgesetz-Jubiläum 1.000 Gefäße sprechen.

Ein spektakuläres Schaufenster hat die aus Niederösterreich stammende Konzept- und Porzellankünstlerin Uli Aigner zugesprochen bekommen. Eingeladen im Rahmen des 75. Jahrestag zum Beschluss des Grundgesetzes im Deutschen Bundestag in Berlin auszustellen, sorgt die in Gaming geborene Künstlerin mit ihrer Installation „One Million Boot“ für Aufsehen, Gesprächsstoff und Nachdenklichkeit.

Im letzten Jahrzehnt hat Aigner weltweite Bekanntheit mit tausendfachen kunsthandwerklichen Spuren in Museen auf allen Kontinenten und in privaten Sammlungen erlangt. 2014 startete sie das Projekt "One Million“. Dabei kündigte sie an, "ich will eine Million Porzellangefäße drehen“. Dabei werden alle Becher, Krüge oder Teller nummeriert und auf einer digitalen Weltkarte registriert, wo sie jederzeit auffindbar sind.

Eine lächelnde Frau mit grauen Haaren und Brille auf dem Kopf berührt ihr Gesicht.

Künstlerin Uli Aigner.

"Jedes Stück hat ein Narrativ und soll eine Botschaft sein“, sagt die Künstlerin. Ihr imposantes Kunstwerk im Berliner Bundestag zeigt ein Boot mit rund tausend intakten, aber auch zerbrochenen Porzellangefäßen.

Scherben

Die Porzellanscherben sollen die Fragilität und die Zerbrechlichkeit menschlicher Existenz darstellen und den Wert des Grundgesetzes untermauern. "Auch Zerbrochenes hat einen Wert, von mir kommt nichts in den Müll“, sagt Aigner. Stücke, die von ihr gekauft oder eingetauscht wurden und zerbrechen, ersetzt die Künstlerin.

Speziell zum Artikel 13 im Grundgesetz, der den Schutz in der eigenen Wohnung garantiert, hat Aigner nun in Berlin eine weitere symbolträchtige Installation gefertigt. Sie stellte rohe nicht gebrannte Tonbecher auf einen Tisch. Mit der Zeit kann deren Zerfall beobachtet werden.

Eine Kunstinstallation mit weißen Bechern auf einem Tisch und an der Wand.

Ungebrannte Becher am Tisch symbolisieren den Verfall. 

Die darüber montierte Alarmglocke des Bundestags ist vielsagend. Aufmerksam machen will Aigner auch auf die Verletzungen und Brüche, die soziale Ausgrenzung verursacht. Man müsse über neue Formen des Schutzes und der Teilhabe im digitalen Zeitalter nachzudenken, meint sie.

"Der gedeckte Tisch ist eine Metapher. Wer miteinander isst, der bekämpft sich nicht“, hat Aigner einen weiteren Gedanken dazu parat.

Persönliches Archiv

Neben der analogen körperlichen Tätigkeit sei die Digitalität die zweite Ebne ihres Schaffens, erklärt die 60-Jährige, die mit dem gestrigen Tag genau 10.954 Gefäße ("Items“) im Internet registriert hat. Die tausend jetzt im Bundestag mit dem Boot präsentierten Stücke seien als "eine Art persönliches Archiv“ im „On Million“-Projekt inkludiert, erzählt sie.

300 Jahre

Trotz ihres Fleißes und ihrer Kreativität sei klar, dass sie das Stück mit der Nummer 1.000.000 nie persönlich kennzeichnen werde, gesteht Aigner. "Das Projekt ist ja auch auf 300 Jahre ausgelegt und wird durch eine Art digitalen Zwilling in der Zukunft fertiggestellt“, sagt sie. Mithilfe digitaler Botschaften im Internet, will sie ihr Wissen an Handwerker in der Zukunft vorausschicken.

Zu ihrer Heimat NÖ hat Aigner, die in Berlin lebt, einen engen Kontakt. Die NÖ Landessammlung besitzt bereits erlesene Stücke von ihr. Erst vor wenigen Wochen erhielt sie eine hohe Landesauszeichnung. 2022 wurde im NÖ Klinikum Scheibbs der von ihr in China gebrannte weltgrößte Porzellankrug installiert. Das Stück heißt „Item 2.361“.

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