Ein Jahr ist es her, dass im Zuge der Kriminaldienstreform die Polizei in den Regionen mit mehr Know-how und Personal ausgestattet wurde, wenn es um Tatortarbeit oder IT-Forensik geht. Wesentlicher Teil des Reformpakets sind 38 Kriminalassistenzdienststellen (KAD), von denen derzeit 34 umgesetzt wurden.
Eine dieser Dienststellen ist in Wiener Neustadt angesiedelt. Dieser Tage machten sich Innenminister Gerhard Karner, Bundeskanzler Christian Stocker und Landespolizeidirektor Franz Popp bei einem Lokalaugenschein ein Bild von der Tätigkeit der dort tätigen Beamten.
Bei dem Prozess geht es laut Popp vor allem darum, "fachliches Know-how in die Regionen zu bringen". Denn mit den Kriminalassistenzdienstellen sollen die Bereiche Tatortarbeit, IT samt Forensik und Datensicherung sowie -auswertung und auch die Kriminalprävention abgedeckt werden.
Die jeweilige KAD-Dienststelle ist für mehrere Bezirke zuständig und unterstützt die regionalen Inspektionen in den kriminalpolizeilichen Kernbereichen. Aktuell sind in Wiener Neustadt zwei hauptamtliche Mitarbeiter tätig, ergänzt durch nebenamtliche Polizeikräfte aus der Region. Dadurch stehen mittlerweile rund um die Uhr Spezialkräfte, beispielsweise für die Spurensicherung, zur Verfügung. In Zukunft sollen in Wiener Neustadt insgesamt zehn hauptamtliche Mitarbeiter tätig sein.
Die Dienststelle übernimmt außerdem die zentrale Koordination und Datenaufbereitung für die gesamte Region.
Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) sieht in der Reform eine Effizienzsteigerung. "Die Polizei kann nun schneller und gezielter arbeiten. Zeitkritische Spuren werden früher und fachgerechter gesichert“, so Karner. Zudem seien die Wege für Cyberermittlerinnen und -ermittler kürzer, was die Ermittlungen in diesem Bereich deutlich verbessere.
Gerade Cyberkriminalität stelle aktuell eine besondere Herausforderung für die Polizei dar. Dies erfordere, regionale Experten vor Ort zu haben, um die Beamten bei der Bekämpfung dieser Delikte zu unterstützen. Außerdem sorge eine eigene Serverinfrastruktur für effiziente, autonome Verarbeitung der anfallenden Daten, so das Innenministerium.
"Win-Win-Situation"
Wie Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) beim Besuch in Wiener Neustadt erklärte, stellen die neu eingerichteten Dienststellen eine "Win-Win-Situation" dar. "Sowohl für die Bevölkerung als auch für den Sicherheitsapparat.“
Hotspot Bahnhof
Alles was mehr Sicherheit nach Wiener Neustadt und in die Region bringe, sieht Bürgermeister Klaus Schneeberger (ÖVP) als Pluspunkt. Es sei bekannt, dass beispielsweise der Bahnhof mit über 30.000 Ein- und Auspendlern pro Tag eine Art "Hotspot" sei, was die Kriminalität anbelangt.
Die Kriminaldienstreform wird polizeiintern durchaus kritisch gesehen. Besonders die Polizeigewerkschaft bemängelt immer wieder die Personalintensität des Projekts. Die dafür vorgesehenen Köpfe würden deshalb an "weit wichtigeren Positionen fehlen" lautet einer der Kritikpunkte.
Karner wies diesen Punkt entschieden zurück. Er verwies auf die in den letzten Jahren gestartete "massive Personaloffensive" mit Rekordaufnahmezahlen, die die Polizei personell stärken soll.
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