Mordalarm: Die Jagd nach dem Monster vom Semmering

Als der Verdächtige beim Lokalaugenschein auf den Semmering zurückkehrte, musste er von der Polizei beschützt werden.
Es sollte eine Wanderung in einer der angesagtesten Ausflugsregionen des Landes werden. Wie viele Sommerfrischler waren am Sonntag, 19. August 1934, auch fünf Ausflügler Weg vom Sonnwendstein zum Semmering unterwegs, als sie eine grausige Entdeckung machten: eine Blutlache sowie Schleifspuren.
Die alarmierte Gendarmerie fand zwei Tote im Gebüsch. Der 52-jährige wohlhabende Unternehmer Franz Josef Jonas sowie die 42-jährige Versicherungsangestellte Emilie Wessely waren durch Schüsse in den Hinterkopf getötet worden. Ihre Wertsachen waren verschwunden, die Beamten gingen daher von Raubmord aus, wie Werner Sabitzer im Magazin „Öffentliche Sicherheit“ (11-12/2023) berichtet.
Augenzeugen gaben an, zwei Burschen in der Nähe des Tatortes gesehen zu haben. Der Schäferhund eines aus Wien zugezogener Hundeführers verfolgte die Spur schließlich 15 Kilometer weit bis zum noblen Grand Hotel „Erzherzog Johann“.
In der vornehmen Urlaubsregion sprach sich der Mord rasch herum, die Aufregung und Angst waren groß, wurden doch auch Hotelgäste befragt. Und als dann in den folgenden Tagen 14 Verdächtige festgenommen wurden, war der Skandal perfekt. Wer hatte den reichen Unternehmer getötet?
Im Visier der Ermittler
Aufgrund der Personenbeschreibung geriet kurzfristig ein Mordverdächtiger aus Frankreich ins Visier der Ermittler, später wurden vier Burschen falsch verdächtig und beinahe standrechtlich verurteilt.
Letztendlich erhärtete sich der Mordverdacht gegen den Semmeringer Gelegenheitsarbeiter Johann Fleischer. Dieser war bereits am Mordtag verhaftet worden, weil er einem anderen Ausflügler die teure Kamera gestohlen haben soll – was ihm nicht nachgewiesen werden konnte. Nun, am 29. August, wurde Fleischer erneut festgenommen. Bei einer Hausdurchsuchung fanden Ermittler die Kamera und schließlich gestand Fleischer die Raubmorde.
Am 3. September wurde noch eine Leiche gefunden: Der Körper der 17-jährigen Margarete Dorfstetter war unweit des ersten Tatortes vom Regen freigespült worden. Das Mädchen war am 15. August am Heimweg von Maria Schutz verschwunden, auch sie wurde erschossen. Fleischer gestand auch diesen Mord und er gab zu, dass er weitere Wanderer überfallen hätte. Er wurde am 13. September zum Tode verurteilt und gehängt.
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