Ein Leben für die Musik: Maria Theresia von Paradis

Echte Locals erkennt man in Wien auch daran, wie sie die Döblinger Paradisgasse aussprechen. Nämlich nicht, wie das Wort vermuten ließe, wie das Paradies, sondern mit einem lang gezogenen zweiten A. Benannt ist die Gasse nach einer Wienerin, die im 18. Jahrhundert eine außergewöhnliche Karriere als Pianistin und Komponistin hinlegte: Maria Theresia von Paradis. Am 15. Mai 1759 wurde sie in der heutigen Rotenturmstraße als Tochter eines Wiener Hofbeamten geboren. Sie erblindete früh – dennoch erhielt das begabte Mädchen schon von klein auf Musikunterricht, unter anderem bei Antonio Salieri. Dafür erhielt sie sogar finanzielle Unterstützung von Kaiserin Maria Theresia, die auf ihr Talent aufmerksam geworden war.
Paradis selbst erklärte ihren Lernprozess folgendermaßen: „Man spielt mir die Stücke vor und ich versuche es gleich nachzuspielen. (…) Mein Gehör ist ziemlich richtig. Ich kann mich auf selbiges mehr verlassen, als auf die Tactierung mit der Hand.“
Beim deutschen Arzt Franz Anton Mesmer, der sich ganz der Lehre des Magnetismus verschrieben hatte, unterzog sie sich einer Behandlung. Vorübergehend schien ihre Sehkraft zurückzukehren, doch nur für kurz. Sie ließ später festhalten, „dass ich während der magnetischen Cur des Hrn. D. Messmer niemahls gesehen habe, sondern da ich das Gefühl des Sehens nicht kannte, durch besagten Dr. Messmer nur getäuscht wurde, als ob ich wirklich sähe.“
Drei Jahre auf Tour
Sie ging, so wie auch die Geschwister Mozart, auf Europatour, ganze drei Jahre lang. Die Reise führte sie u. a. nach Berlin, London, Brüssel und sogar nach Versailles, wo sie vor Ludwig XVI. und Marie-Antoinette spielte.
Einige Jahre nach ihrer Rückkehr nach Wien, wo sie auch als Komponistin Erfolge feierte, eröffnete sie in ihrer Wohnung ein „Institut für musikalische Erziehung“. Dort unterrichtete sie blinde und sehende Frauen und Mädchen in Klavier, Gesang und Musiktheorie.
Am 1. Februar 1824 starb sie an „Lungensucht und Nervenfieber“. In der Zeitung hieß es an jenem Tag: „Heute starb im 64. Lebensjahre die berühmte blinde Virtuosin, Fräulein Therese Paradis; sie hinterläßt viele, um ihren Verlust innig trauernde Schülerinnen, in deren dankbaren Herzen ihr teures Andenken noch lange fortleben wird.“
Sie wurde am St. Marxer Friedhof beigesetzt, ihr Grab ist heute aber nicht mehr auffindbar.
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