"Young Carers": Wenn Kinder ihre Angehörigen pflegen

"Young Carers": Wenn Kinder ihre Angehörigen pflegen
Eine Initiative will mit einem Video den Alltag von Kindern, die ihre Eltern pflegen, veranschaulichen und somit ein Bewusstsein für "Young Carers" schaffen.

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43.000 Kinder und Jugendliche pflegen in Österreich laut dem Roten Kreuz ein Familienmitglied. Das sind 3,5 Prozent aller unter 18-Jährigen. In Krems wären das nach dieser Rechnung circa 90 Kinder und Jugendliche.

Dabei handelt es sich um „Young Carers“, so werden Kinder und Jugendliche bezeichnet, welche selbstverantwortlich Pflegetätigkeiten für Familienmitglieder übernehmen. Diese Kinder zu erreichen, sei sehr schwierig, berichtet Gudrun Kalchhauser von der Initiative „Young Carers“. Sie würden meist selbst nicht sehen, dass sie zu dieser Gruppe gehören.

Aufgrund dessen arbeitet die Initiative nun an einem Video, das die Situation der Jugendlichen veranschaulichen soll. Mittels Playmobil Figuren werden dabei typische Szenen aus dem Alltag der „Young Carers“ dargestellt. Beispielsweise wie ein Mädchen einem Kranken aus dem Bett hilft. Das Video soll noch im Sommer veröffentlicht werden.

"Young Carers": Wenn Kinder ihre Angehörigen pflegen

„Wir wollen damit Bewusstsein dafür schaffen, was ,Young Carers‘ machen. Und den Betroffenen zeigen, dass es Hilfe gibt“, sagt Kalchhauser. Sie hat vor rund zweieinhalb Jahren die Initiative über das Rote Kreuz in Krems ins Leben gerufen.

Folgen für die Kinder

"Die Pflege einer Person ist eine schwere Sache, nicht nur vom Können sondern auch vom Körperlichen her. Besonders für ein 12-jähriges Kind", weiß die Krankenschwester. 

Die betroffenen Kinder würden oft Folgen von ihrem Einsatz davontragen. Als Beispiele nennt die Initiative Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schlafprobleme und Rückenschmerzen. Es könne auch zu Konzentrationsproblemen, Leistungsabfall in der Schule, langen Fehlzeiten bis hin zum Schulabbruch kommen. Etwa 14 Prozent der "Young Carers" arbeiten laut Kalchhauser fünf Stunden oder mehr am Tag. 

"Young Carers": Wenn Kinder ihre Angehörigen pflegen

Gudrun Kalchhauser (zweite v. li.) und ihr Team der Initiative „Young Carers“

Normalerweise stellen sie den Verein in Schulen vor. Dies war aufgrund von Corona jedoch nicht möglich. In den Ferien sei es umso wichtiger, darauf aufmerksam zu machen, dass es eine Anlaufstelle für Betroffene gibt. "Denn jetzt ist es noch schwieriger die Kinder zu erreichen. Jetzt müssen sie gar nicht mehr aus dem Haus gehen", sagt Kalchhauser.

Einmal im Monat gibt es beim Roten Kreuz Krems eine Sprechstunde (an jedem 2. Freitag des Monats von 15.30 – 17:30 Uhr) können Young Carers zur Rot-Kreuz-Stelle kommen, um sich auszutauschen, Fragen zu stellen oder Unterstützung zu suchen.

Hilfe können pflegende Kinder und Jugendliche auch telefonisch (0664/88 66 34 31 bzw. unter 0664/37 57 957) oder per E-Mail (young-carers.ks@n.roteskreuz.at bzw. gudrun.kalchhauser@n.roteskreuz.at) anfordern.

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