Festival Imago Dei startet: „Vielfalt, die ich erleben durfte“

Festival Imago Dei startet: „Vielfalt, die ich erleben durfte“
Nadja Kayali ist seit dem Vorjahr künstlerische Leiterin des Festivals. Was die neue Ausgabe mit Recht, Feminismus und Nachhaltigkeit zu tun hat.

„Balance“. Also Gleichgewicht, eine Konstante und einfach Harmonie. Oder, wie es Nadja Kayali ausdrückt: „Etwas, das wir als Gesellschaft jetzt am wichtigsten brauchen“. Und so hat die künstlerische Leiterin des Festivals Imago Dei, das heute, 17. März, in Krems an der Donau startet, „Balance“ als Motto dafür ausgewählt.

Dabei dachte Kayali auch an die antike Göttin Justitia, die Gerechtigkeit und Recht symbolisiert. Beide Themen tauchen im Programm auf, vor allem beim Konzert am 25. März unter dem Titel „Nach Lemberg!“. Dabei werden gleich mehrere Rechtswissenschafter sowie Rechtsphilosophinnen „in künstlerischen Strukturen verwoben“, wie es die Kulturschaffende mit syrischen Wurzeln ausdrückt.

Es ist mittlerweile die zweite Ausgabe des Festivals unter ihrer Führung. Nachdem im Vorjahr das Thema Corona bei Events wie diesem in der Planung vorherrschend war, muss man dieses Mal nicht „zittern bis zum Ende“, wie sie sagt. Doch als Optimistin sieht und sah sie hier ohnehin nur das Positive: „Bei so einer Herausforderung ist die Lernkurve steil. Es hat im Endeffekt ja dann irrsinnig gut funktioniert. Man lernt, dass der Spirit so wichtig ist. Mit Druck geht nichts. Man muss schauen, dass man auf Gemeinschaft und Zusammenhalt setzt.“

Auch mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigte sich Kayali heuer. Was 2022 aus der Not heraus geschah – wegen Corona konnte niemand von weither anreisen – macht man dieses Mal bewusst. Niemand kommt mit dem Flugzeug, die meisten würden mit dem Zug anreisen.

Festival Imago Dei startet: „Vielfalt, die ich erleben durfte“

Die Minoritenkirche in Krems ist wieder Hauptveranstaltungsort des Festivals

Hang zur Bühne 

Kayali war lange am Theater, obwohl sie Musikwissenschaften studiert hat. „Ich bin dankbar für die Vielfalt, die ich künstlerisch erleben durfte.“ Von der Dramaturgie bis zur Regie habe sie dort viele Rollen erfüllen können. „Ich wäre nie eine Schauspielerin, habe aber den Hang, auch selbst auf die Bühne zu gehen. Aber als Vermittlerin.“

Und dann ist da noch die Leidenschaft für das geschriebene Wort. „Gleichzeitig ist die Liebe zu den Texten und zur Literatur wie ein Schwall in mir aufgestiegen.“ Für das diesjährige Festival habe sie bereits Texte bekommen, die alle komplett unterschiedlich sind. „Da freue ich mich wahnsinnig darauf.“

So wurden sechs Schriftstellerinnen, ein Komponist und eine Komponistin mit Auftragswerken betraut. Dabei handeln die neuen Stücke von Nava Hemyari und Peter Ablinger etwa von dem Thema Menschenrechte. Möglich macht das der von Kayali ins Leben gerufene Club Festivalförderung, über den man Kunst im Zuge der Veranstaltungen unterstützen kann.

Festival Imago Dei startet: „Vielfalt, die ich erleben durfte“

Das "Messages Quartett" mit Julia Kociuban ist Teil des Imago Dei Festivals. Ihr erster Auftritt findet am 29. März im Polnischen Institut Wien statt

 

Miteinander 

Das zieht sich als roter Faden durch das Festivalprogramm: Musik, aber vor allem Menschen werden miteinander verbunden. Die Vision von Kayali: Sie möchte eine Festivalfamilie gründen. Damit meint sie jene Personen, die schon während des Jahres regelmäßig in Kontakt mit ihr wegen des Festivals sind. „Ich möchte miteinander etwas entwickeln. Das ist auch meine Mission“, sagt Kayali. „Das ist das Schönste, was es gibt.“

Gerade zu ihrer Arbeit bei Ö1, wo sie mehrere Musiksendungen moderiert, sei die Aufgabe als künstlerische Leiterin ein toller Kontrapunkt. „Man sitzt allein im Studio. Es ist der einsamste Beruf der Welt.“ Die Abwechslung im Berufsleben ist ihr ohnehin wichtig, oder wie sie es nennt, „Haken schlagen im Lebenslauf“.

Festival Imago Dei startet: „Vielfalt, die ich erleben durfte“

Die Morgenkonzerte mit der Company of Music richten sich vor allem an die Kremserinnen und Kremser 

Qualität für Kinder 

Das Festival Imago Dei gibt es bereits seit 1999. Umso bewusster ist sich Kayali, dass es unterschiedliche Publikumsgruppen gibt, die sie ansprechen möchte. Da sind zu allererst die Kinder. So läuft am 26. März gleich zweimal die Neuproduktion des Toihaus Theater „Nebelweich“. „Bei der Qualität muss man hier die allerhöchsten Maßstäbe setzen. Das ist auf so einem hohen Niveau, dass man auch als Erwachsener etwas davon hat.“

Dann gibt es Programmpunkte, die sich eher an die Kremserinnen und Kremser richten, wie etwa die Morgenkonzerte mit der Company of Music mit Johannes Hiemetsberger, die Kayali gerne zur Tradition machen möchte.

Viele reisen auch von weiter her an oder besuchen das Event zum ersten Mal. Dabei wird aber nach Kayalis Spielregeln gespielt: Es gibt etwa keine reinen Männerensembles. „Ich könnte locker ein Festival nur mit Männern programmieren, die super sind. Aber ich bin überzeugt, man muss Frauen auch das Prestige geben. Das wird sich nicht ändern, wenn wir es nicht programmieren. Man kann ja ohnedies aus dem Vollen schöpfen, denn es gibt so großartige Künstlerinnen!“

Spricht Kayali über die vergangenen und bevorstehenden Konzerte, ist sie bereits wieder ganz Gastgeberin. Etwa die Morgenkonzerte, wo man gemeinsam mit Kuchen und Kaffee in den Tag startet. „Ich will ansprechbar sein. Man kann immer mit mir reden.“ Dabei meint sie Publikum, wie Künstlerinnen und Künstler. „Gibt es ein Problem, dann lösen wir das.“

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