Kloster hofft auf Spenden

Es wird umgebaut. Priorin Regina schätzt die mögliche Besucherzahl auf 60.000 pro Jahr
550.000 Euro müssen die Klosterschwestern noch für Sanierung aufbringen.

Ein sensibler Prinz, eine unglückliche Liebe und ein mysteriöse Tod – die Geschichte von Kronprinz Rudolf und seiner Geliebten Mary Vetsera fesselt auch 125 Jahre nach dem mutmaßlichen Freitod der beiden. In Büchern, Filmen und auf der Bühne wurden die Fäden der "Tragödie von Mayerling" zum Mythos gewoben. Der Ort des Geschehens sah zuletzt aber selbst traurig aus.

Derzeit rollen beim Karmel Mayerling, jenem Kloster das Kaiser Franz Josef am Todesort seines Sohnes stiftete, die Bagger. Um 1,5 Millionen Euro wird nach Plänen des Architekten Friedrich Pühringer gebaut, restauriert und modernisiert. Zur Hälfte getragen vom Land, zur Hälfte von den Karmelitinnen selbst. Die mussten ihren Beitrag zwischenfinanzieren. "750.000 Euro ist für uns natürlich eine Riesensumme", erklärt Priorin Regina. Und die Spenden tröpfelten zuletzt eher als dass sie flossen: Etwas über 200.000 Euro wurden bisher gesammelt. "Wir hoffen, dass sich auch noch Firmen finden, die helfen wollen, diesen Ort zu retten", bittet die Priorin um Unterstützung.

Besucherzentrum

Ein modernes Besucherzentrum, behindertengerechte Wege und eine neue Kerzerlkapelle entstehen. Die Klausurmauer der Schwestern wurde extra ein Stück verlegt, um einen ehemaligen Teepavillon des Prinzen mit hübsch verzierter Freskendecke zugänglich zu machen. Der bekannte Kurator Hannes Etzlstorfer soll eine moderne Ausstellung zusammenstellen.

Derzeit werden die Exponate altbacken präsentiert, der an die Räume angeschlossene Shop erinnert eher an Kinder, die Kaufmannsladen spielen, als an ein Museum. Kein Wunder, dass ein Großteil der geschätzt 40.000 Besucher vor dem Gebäude bleibt und sich die drei Euro Eintritt spart. "Man muss die Geschichte auf dem Niveau von heute erzählen", meint Priorin Regina. 60.000 Besucher pro Jahr seien möglich.

Potenzial

Das Potenzial sieht man auch beim Land. Von der "Verantwortung gegenüber den nächsten Generationen, derartige historische Orte aufrechtzuerhalten", spricht Landeshauptmann Erwin Pröll. Die 750.000 Euro sind Investition, nicht noble Spende an das Kloster. Zur Hälfte werden sie von der Kulturabteilung getragen, zur Hälfte von der Eco Plus. "Mayerling ist einerseits hochwertiges Kulturgut, das im Lichte des Denkmalschutzes bewahrt werden muss, andererseits natürlich touristisch anziehend und somit wirtschaftlich interessant", erklärt Hermann Dikowitsch, Leiter der Kulturabteilung.

"Am Anfang ist man schnell euphorisch", weiß die "ehrwürdige Mutter" Regina, Priorin der Karmelitinnen in Mayerling. Viele haben sich schon zum Klosterleben berufen gefühlt – die meisten nicht allzu lange.

Ein Metallgitter zeigt wie drastisch der Schritt ist, den die zehn Karmelitinnen vollzogen haben, die derzeit in Mayerling leben. In einem kleinen Raum trennt es sie von ihren Besuchern – selbst wenn das die Familie ist. "Man gibt vieles auf. Das ändert aber nicht die Nähe im Herzen", erklärt die Priorin. Ihre Aufgabe verträgt sich momentan nicht ganz mit dem zurückgezogenen Leben, das sie gewählt hat – Gespräche mit potenziellen Leihgebern, mit Spendern oder mit dem Polier auf der Baustelle. Aber: "Es werden auch wieder andere Tage kommen."

Sechs Jahre dauert es, bis man endgültig in den kleinen Orden eintritt. "Wir prüfen genau. Es geht um die Liebe zum Gebet, die Fähigkeit alleine zu sein, aber auch in der Familie der Schwestern", so Priorin Regina. In einer bewusst kleinen Familie: Würde die Zahl der Nonnen 21 überschreiten, müsste nach der Ordensregel ein neues Kloster gegründet werden. Eine "Familie", die auch der erwünschte Ansturm von Touristen nicht stören wird. Sie sehen die Kirche, die Ausstellungsräume. "Unser Leben", erklärt die Priorin, "das spielt sich hinter den Mauern ab."

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