So viel tragen Kleinkraftwerke zur Stromerzeugung in Österreich bei

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Das unterschätzte Potenzial von Kleinwasserkraftwerken - und mit welchen Problemen ihre Betreiber zu kämpfen haben.

Manche haben nur die Dimension einer größeren Gartenhütte, andere machen schon deutlich mehr her – gemeinsam ist ihnen aber, dass sie im Vergleich zu ihren riesigen Schwestern sehr überschaubar sind. 

Die Rede ist von Kleinwasserkraftwerken. Oft übersehen und unterschätzt gibt es doch mehr als 4.000 Anlagen an Gewässern in Österreich, die zehn Prozent des heimischen Stroms erzeugen.

Eines davon steht in Bergland im Bezirk Melk. Unter den Kleinkraftwerken gehört die dortige Anlage schon zu den größeren „Kalibern“. Besitzer ist Hannes Taubinger. Der nicht nur ein Kraftwerk, sondern auch eine Mühle betreibt. Und beides gehört traditionell eng zusammen. 

Schon im 11. Jahrhundert „ratterte hier die Mühle am rauschenden Bach“, die erste urkundliche Erwähnung der Mühle zu Plaika stammt von 1663. „Mein Urgroßvater Anton Kittel hat dann 1907 eine Elektrotechnische Konzession zum gewerbsmäßigen Betrieb der Erzeugung und Leitung von Elektrizität erhalten und den Betrieb und die Dörfer in der Umgebung mit elektrischem Strom versorgt“, erzählt Hanns Taubinger.

„Der spinnt doch“

Das ist auch heute noch so. „Wir sind Netzbetreiber und versorgen rund 250 Haushalte in der Umgebung“, sagt Taubinger. Und auch die Energie für die „Anton Kittel Mühle“, heute eine der größten Mühlen Österreichs, wird selbst produziert. Grundlage dafür war der Neubau des Kleinwasserkraftwerks Plaika an der Erlauf, einen Kilometer oberhalb der Mühle und die Stilllegung des alten, rund 1.000 Jahre genutzten Mühlenbaches. 

Das war 1980, erzählt Johann Taubinger, Vater von Hannes, Die Voraussetzungen an der Erlauf waren viel besser, dank des größeren Gefälles konnte man die Kapazität von 120 auf 950 KW erhöhen, doch die Investitionen waren enorm und die Vorzeichen schlecht. „Das Atomkraftwerk Zwentendorf sollte damals noch in Betrieb gehen. Die Nachbarn haben gesagt, der spinnt doch, dass er auf Wasserkraft setzt“, erzählt Johann Taubinger.

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Die Kittelmühle setzt seit Langem auf Wasserkraft. 

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Umstritten: Die Dimensionen der Fischaufstiegshilfen. 

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Fischaufstiegshilfe

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Kleinwasserkraftwerke

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Kleinwasserkraftwerke

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Kleinwasserkraftwerke

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Kleinwasserkraftwerke

Wie man weiß, kam es anders und die Investition zahlte sich aus. „Wir sind einer der ersten Netzbetreiber in Österreich gewesen“, sagt Johann Taubinger nicht ohne Stolz und fügt mit einem breiten Schmunzeln hinzu: „Einmal Wasserpritschler, immer Wasserpritschler.“

Die Liebe zur Wasserkraft hat er an seinen Sohn vererbt. Der nicht nur seit zehn Jahren geschäftsführender Gesellschafter der Anton Kittel Mühle Plaika Gruppe und damit für Betrieb und Errichtung von 18 Kleinwasserkraftanlagen, Stromnetz, Stromvertrieb, Stromgroßhandel und Mühlenbetrieb verantwortlich ist, sondern seit Kurzem auch Präsident des Vereins Kleinwasserkraft Österreich.

Ungenutztes Potenzial

Taubinger ist von Kleinkraftwerken überzeugt, schließlich stellen sie keinen großen Eingriff in die Natur dar und produzieren auch erneuerbaren Strom, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht bläst. Doch es klingt leichter, als es ist. Auf der einen Seite kann wenig Wasser zu Problemen führen. Heuer gab es nur rund 60 Prozent eines normalen Jahres.

Dann können auch Vorgaben erhebliche Investitionen mit sich bringen. Fischaufstiegshilfen etwa. Dass diese sinnvoll sind, darüber herrscht kein Zweifel, aber die Berechnung und Vorgabe erfolge laut offiziellem Leitfaden teils mit unrealistischen Fisch-Größen, meint Kleinwasserkraft-Geschäftsführer Paul Ablinger. „Offizielle Erhebungen zeigen, dass es Fische mit der Größe, auf die die Aufstiegshilfen ausgelegt sein müssen, dort oft gar nicht gibt.“

Auch sonst würde die Bürokratie die kleinen Stromerzeuger öfters ausbremsen, sogar wenn sie investieren wollen. „Ich habe Projekte, wo es keine Einsprüche gibt, ich vor zwei Jahren alles eingereicht habe, aber nix weitergeht“, sagt Taubinger. Sein Vater fügt hinzu: „Wenn man nicht dafür lebt, tut sich das keiner an. “

Der Ausbau gehe langsam voran. 2023 wurden nur 20 Kleinwasserkraftwerke neu gebaut, 2022 noch 35. Es brauche einen Anschub durch die Politik, fordert man. Denn Kleinkraftwerke könnten einen Beitrag zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen leisten.

Im aktuellen Entwurf des Elektrizitätswirtschaftsgesetzes (ElWG) sieht man durch Netzentgelte für Strom-Einspeiser aber eine Benachteiligung der heimischen Produktion gegenüber Stromimporten.

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