Kleiderflut: Neue Wege in der Altkleidersammlung

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Mehrere Müllverbände stellen in einem Pilotprojekt System um. In Rumänien werden die Textilien einer neuer Nutzung zugeführt.

Der Gemeindeverband für Abgabeneinhebung und Umweltschutz im Bezirk Krems (GV Krems), der für das Abfallmanagement zuständig ist, schreibt in einer Aussendung von einem Kollaps bei der Alttextiliensammlung. Ständig wechselnde Modetrends würden den Alltag prägen, das mache sich auch bei den Sammelmengen ausrangierter Kleidung bemerkbar. Allein 2024 seien es um 30 Prozent mehr gewesen.

Angelika Büchler, Geschäftsführerin des Abfallverbandes Hollabrunn, bringt es auf den Punkt: „Jeder hat zu viel. Früher gab es zwei Kollektionen im Jahr, heute gibt es mehrere. Wir reden nicht mehr von Fast Fashion, sondern von Ultra Fast Fashion. Das erschwert auch das Recycling.“

Sie und andere Vertreter niederösterreichischer Abfallverbände – darunter auch der GV Krems – schlagen daher einen neuen Weg ein. Mit Jänner 2026 soll es Kartonboxen für die Bevölkerung geben, in denen saubere und trockene Kleidung, die nicht beschädigt ist, von der Bevölkerung verstaut und dann zu den Wertstoffsammelzentren gebracht werden kann.

Dafür arbeiten die Verbände mit der Friendly-Energy GmbH aus Rohrendorf bei Krems zusammen, die das Projekt „Altkleider sind tragbar“ umsetzt. Die Textilien, die in der Box abgegeben werden, werden ins rumänische Cluj-Napoca (Klausenburg) gebracht. „Wir arbeiten mit einem Unternehmen zusammen, das dort Secondhand-Läden hat. Alles, was nicht verwendet werden kann, wird zu Putzlappen oder Dämmmaterial, vorwiegend für die Autoindustrie, verarbeitet“, erklärt Bernd Grausenburger, Projektgründer und Geschäftsführer der Friendly Energy GmbH. Er hat für das Pilotprojekt, das vorerst im ersten Quartal 2026 von acht Verbänden umgesetzt wird, ein klares Ziel: Die Secondhand-Quote zu erhöhen und die thermische Verwertung zu reduzieren – also den Müllanteil. 75 Prozent der gesammelten Textilien sollten in Secondhand-Läden landen, derzeit seien es 30 Prozent.

Praxistest

Der Abfallverband Schwechat arbeitet seit Sommer mit den Kartonboxen. Auf KURIER-Nachfrage wird betont, dass der zusätzliche Service gut von den Bürgern angenommen werde.

In allen teilnehmenden Gemeinden wird es die Boxen zusätzlich zu den etablierten Altkleidercontainern geben. Büchler weist darauf hin, dass Altkleidersäcke, die neben den Containern deponiert werden, im Restmüll entsorgt werden müssten, da nicht gewährleistet ist, dass der Inhalt trocken ist. Die Kartons, „die auf den Autorücksitz passen“, sollen laut Grausenburger – ebenfalls im Sinne der Nachhaltigkeit – mehrmals verwendet werden. Es machen die Abfallverbände Schwechat, Krems-Stadt, Bezirk Krems, Melk, Zwettl, Gmünd, Hollabrunn und St. Pölten-Land mit. Die Kartons erhält man bei den Wertstoffzentren der dortigen Gemeinden. Auch tragbare Schuhe können abgegeben werden sowie Heimtextilien, die noch in einem guten Zustand sind. 

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