Kirchstetten: Seit 500 Tagen wird ermittelt

Das Heim in Kirchstetten
In einem anonymen Brief werden auch der Hauptzeugin Vergehen vorgeworfen, Heim weist dies zurück.

Was geschah in den Monaten vor dem Oktober 2016 hinter den Mauern des Pflegeheims Clementinum in Kirchstetten im Bezirk St. Pölten? Die Vorwürfe gegen vier Pfleger wiegen jedenfalls schwer. Sie sollen Patienten auf sadistische Art und Weise gequält, gedemütigt und auch sexuell missbraucht haben. Die Verdächtigen weisen die Anschuldigungen zurück.

Obwohl nun schon seit mehr als 500 Tagen ermittelt wird, steht noch nicht fest, ob in der Causa überhaupt Anklage erhoben wird. Zuletzt sorgte die Exhumierung von zwei Leichen für Aufregung. Das Ergebnis der Untersuchungen steht noch aus. Es besteht jedenfalls der Verdacht, dass die krebskranken Frauen in ihren letzten Lebensstunden eine zu hohe Dosis eines morphinhaltigen Schmerzmittels verabreicht bekamen. Stefan Gloß, Anwalt der Beschuldigten, verweist dabei auf die Medikamentendokumentation, die penibel geführt worden sein soll. Deshalb könnten nun sogar Fragen auf die behandelten Ärzte zukommen.

Vorwürfe.

In einem anonymen Brief an den KURIER wird an der Glaubwürdigkeit der beiden Zeugen, die den Fall ins Rollen brachten, gezweifelt. Eine der Frauen soll selbst im Visier der Pflegeanwaltschaft gestanden sein. Grund: Unerlaubte Verabreichung eines Schlafmittels bei einem Patienten.

Die andere Zeugin soll an "psychischen Auffälligkeiten" leiden und das Unternehmen bereits verlassen haben. Der Autor schreibt von einem "perfiden Konstrukt aus Lügen und Intrigen".

"Es stimmt, dass gegen eine Mitarbeiterin Vorwürfe erhoben wurden. Diese wurden geprüft, haben sich aber nicht erhärtet", betont Clementinum-Sprecher Christian Zwittnig. Die andere Frau habe das Heim auf eigenen Wunsch verlassen.

Patientenanwalt Gerald Bachinger verfolgt den Fall nun auch schon seit geraumer Zeit. "Ich halte die Aussagen der Zeugen für glaubwürdig. Ob die Vorwürfe gerichtlich beweisbar sind, ist aber eine andere Frage. Klar ist, dass in dem Heim vieles im Argen lag. Durch unser Einschreiten hat sich strukturell aber schon vieles verbessert."

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