Kinderarzt verzweifelt gesucht
"Der Druck ist immer größer geworden. Ich hatte zuletzt zwischen 70 und 100 Patienten pro Tag. Wenn ich noch jünger wäre, würde es vielleicht noch gehen, aber mit 62 halte ich dem nicht mehr stand", sagt Kinderärztin Christa Levin-Leitner. Sie sei an die Grenze ihrer Belastbarkeit gestoßen. Mit 1. Oktober hat sie daher ihren Vertrag mit der nö. Gebietskrankenkasse (NÖGKK) zurückgelegt. Bekannt gegeben hat sie dies schon im März. Seither ist die Stelle bei der Ärztekammer ausgeschrieben. Bisher vergeblich. "Nein, es gibt noch keinen Bewerber", heißt es von der Ärztekammer NÖ.
Bürgermeister Karl Schlögl (SPÖ) habe selbst schon Ärzte angesprochen, um einen möglichen Nachfolger zu finden. "Ich finde es sehr bedauerlich, dass sich noch immer niemand beworben hat und ich hoffe sehr, dass sich bald jemand findet", sagt Schlögl. Denn zwischen Wien und St. Pölten gibt es nun keinen einzigen Kinderarzt mit NÖGKK-Vertrag.
Bezugsperson fehlt
Christa Levin-Leitner ist erstaunt, dass sich bisher noch kein Arzt für die Stelle beworben hat. "Ich habe meine Entscheidung schon am 7. März bekannt gegeben, damit rechtzeitig jemand gefunden wird. Dass sich bis heute niemand gemeldet hat, zeigt doch, dass das System nicht funktioniert. Es ist überholt und Bedarf mehr, als nur einer Ausschreibung auf der Homepage der Ärztekammer NÖ", betont sie. Die Gemeinde sei zwar bemüht, jedoch fehle es an einem professionellem Konzept. Für Eltern eine untragbare Situation, denn "Jungfamilien brauchen eine Bezugsperson. Vor allem in den ersten Monaten kommen Eltern fast monatlich zum Kinderarzt."
In die gleiche Kerbe der Kritik schlagen nun auch die NEOS. "Wir müssen neue Wege bei der Suche gehen. Es reicht nicht, dass die Ausschreibung auf der Seite der Ärztekammer steht und sonst nirgends", sagt der Purkersdorfer NEOS-Gemeinderat Christoph Angerer. Er will, dass mehr potenzielle Interessenten etwa durch Inserate von der Stelle erfahren.
Von Seiten der Ärztekammer winkt man ab. Ärzte wüssten, wo sie nachschauen müssen, um freie Stellenangebote zu finden, da würden zusätzliche Inserate keinen Nutzen haben.
Bei der NÖGKK hoffe man jedenfalls, dass sich nun jemand bewirbt. Frühestens am 1. 1. 2017 könnte der neue Kinderarzt dann die Ordination aufmachen. Und wenn sich niemand findet? Dann brauche es eine Lösung.
Kommentare