Wo Kinder aus Österreich und Tschechien gemeinsam lernen

Die Seminarräume des Jufa Hotels Waldviertel in Raabs an der Thaya sind an diesem Nachmittag dicht gefüllt. In Sitzkreisen oder an aufgereihten Tischen haben Kinder und Jugendliche Platz genommen, zeichnen Karikaturen, lernen neues über die Gewässer der Region, entdecken die Welt des Bodens oder gestalten Figuren mittels 3D-Drucker.
Die Aktivitäten sind Teil eines bunten Workshop-Programms der „Junge Uni Waldviertel-Vysočina“. Eine Woche lang können Kinder zwischen 11 bis 14 Jahren aus Österreich und Tschechien im nördlichen Waldviertel Uni-Luft schnuppern und Freundschaften schließen. Heuer gab es 78 Anmeldungen.
Während in den Schulungsräumen reges Treiben herrscht, ist das „Café Woidviertl“ im Eingangsbereich des Hotels beinahe menschenleer. An einem der hölzernen Tische haben jedoch Hana Happl und Tereza Ščerbanová Platz genommen.
Simultane Übersetzung
Hana Happl – die hauptberuflich einen Steinmetzbetrieb führt – arbeitet in Teilzeit für das Ludwig-Boltzmann-Institut und organisiert in dieser Position seit etlichen Jahren das grenzüberschreitende Sommercamp. „Wir wollen den Kindern in der Region diese Möglichkeiten bieten, damit sie die Welt der Wissenschaft und Forschung niederschwellig kennenlernen können“, erklärt Happl.

Ščerbanová (li.) und Happl sind von dem Projekt überzeugt.
Dabei sollen etwa die beiden 60-minütigen Vorlesungen helfen, die jeweils an den Vormittagen stattfinden. Die Vortragenden kommen unter anderem von Partneruniversitäten des Projekts, wie der Universität für Weiterbildung Krems oder der Universität für Bodenkultur Wien. Damit alle Kinder den Inhalten folgen können, wird das Gesprochene von Dolmetscherinnen und Dolmetschern via Kopfhörer simultan übersetzt. Bei Workshops und Exkursionen – wie dem Tagesausflug nach Tschechien – stehen für diese Aufgabe elf Betreuerinnen sowie Betreuer zur Verfügung.
Tereza Ščerbanová ist eine von ihnen und darüber hinaus für die pädagogische Leitung zuständig. Eigentlich ist die 35-Jährige im Management eines Eishockeyvereins tätig. Für die Arbeit im Feriencamp nimmt sie sich – wie viele der Helferinnen und Helfer – eine Woche frei, und das bereits seit mehreren Jahren.
Mehr als eine Woche
„Als ich hier angefangen hab, war da wirklich eine Barriere. Die Tschechen waren untereinander und die Österreicher. Aber mittlerweile habe ich das Gefühl, dass sich das komplett vermischt, innerhalb von nur einem Tag“, sagt Ščerbanová.
Die sprachlichen Unterschiede seien selten ein Problem. „Die wissen sich schon zu helfen“, so die 35-Jährige. Viele vernetzten sich bereits während des Feriencamps auf digitalen Plattformen und bleiben dann das ganze Jahr über in Kontakt. „Es ist nicht nur eine Woche“, erklärt die Betreuerin, „es geht tiefer.“
Das bestätigen auch Robin aus Prag und Jan aus Aachen. Die 12-Jährigen haben die „Junge Uni“ bereits mehrmals absolviert und schätzen nicht nur das bunte Programm, sondern auch die Möglichkeit neue Freunde zu finden. „Ich habe einige Verbindungen geknüpft“, so Jan.
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