"Keiner darf zu Frauen Rabenmütter sagen"
Sowohl die Arbeiterkammer NÖ als auch zahlreiche Mütter bemängeln das Kinderbetreuungsangebot im Waldviertel – die Ganztagsbetreuung für unter Dreijährige sei in den Bezirken Zwettl und Waidhofen nicht vorhanden. Mütter hätten dort keine Möglichkeiten, Kinder und Beruf unter einen Hut zu bringen. Im Interview kündigt Landesrätin Barbara Schwarz an, etwa die Betreuungsangebote für die Kleinstkinder in NÖ verbessern zu wollen.
KURIER: Nicht wenige Mütter wollen bald nach der Geburt ihres Kindes wieder arbeiten, finden aber vielerorts keinen Platz für den Nachwuchs. Es mangelt offenbar an Betreuungsstellen für Kleinkinder.
Schwarz: Prinzipiell ist es zu respektieren, wenn die Mütter ihre maximale Karenzzeit nicht ausnützen. Daher hat sich zuletzt gezeigt, dass die Nachfrage nach Kinder- und Krabbelstuben zunimmt. Wir planen im Herbst Expertenrunden in den Regionen Niederösterreichs, um die Bedürfnisse der Familien und Mütter zu erheben. Je nach Bedarf werden wir handeln. Das Angebot für Kleinstkinder wird es nicht kostenlos geben können. Deswegen schauen wir uns auch Förderprogramme an.
In mehreren Gemeinden finden Eltern nur schwer eine Tagesmutter. Können Sie das Problem nachvollziehen?
Es überrascht mich, weil die Tagesmütter gerade auf dem Land ein gut funktionierendes Kinderbetreuungsnetzwerk bilden. Im Waldviertel kümmern sich derzeit 136 Tagesmütter um 628 Kinder. Außerdem gibt es im Moment 153 freie Plätze. Alleine im Bezirk Zwettl sind es 51, im Bezirk Gmünd stehen derzeit nur sechs Plätze zur Verfügung. Natürlich müssen wir in Zukunft neue Anreize schaffen, um den Beruf der Tagesmutter attraktiver zu gestalten.
Die Stadt Zwettl bietet pro Woche insgesamt acht Stunden Nachmittagsbetreuung in einem Kindergarten an. Für eine Bezirksstadt ist das eindeutig zu wenig, oder?
Offenbar gibt es dort keinen höheren Bedarf. Die Gemeinden sind verpflichtet, pro Semester einmal alle Wünsche der Familien abzurufen und ihr Angebot dementsprechend auszurichten.
Allerdings kritisieren einige Mütter, dass die Gemeinden versuchen, den Bedarf künstlich niedrig zu halten.
Sollte es tatsächlich Probleme geben, rate ich den Eltern, sich zusammenzuschließen und ihre Gemeinde gemeinsam in die Pflicht zu nehmen. Die Kommunen in ganz Niederösterreich sind verpflichtet, ab drei Kindern den Kindergarten am Nachmittag offen zu halten.
Ist es nicht besser, die Betreuungshürde von drei Kindern einfach abzuschaffen?
Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist diese Hürde ganz wichtig. Darunter rechnet sich die Betreuung überhaupt nicht. Rat und Hilfe gibt es auch bei der Familien-Hotline (02742/9005-1-9005).
Manche Mütter trauen sich aber nicht anzurufen, weil sie nicht selten als Rabenmütter gesehen werden.
Keiner hat das Recht, Mütter oder Väter als Rabeneltern zu bezeichnen. Es ist eine familieninterne Entscheidung, wenn die Mutter wieder arbeiten geht. Doch die institutionelle Einrichtung kann kein Elternersatz sein.
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