Kein Friede beim Bau des Friedens-Stupa
Einen weiten Blick über die Ebene des Tullnerfelds erlaubt der Bauplatz des größten Stupa Österreichs im Gemeindegebiet des niederösterreichischen Grafenwörth. Ein erster Mauerring ist fertiggestellt gestellt, er soll eine weithin sichtbare, insgesamt 35 Meter hohe Kuppel tragen. Hier wollen Buddhisten meditieren, für den Frieden und Erleuchtung der Menschen beten.
Doch die Freude der vielen Förderer und der beiden Initiatoren, der Wienerin Elisabeth Lindmayer und des koreanischen Mönchs Bob Jon Sunim Tenzin Tharchin, am Baufortschritt wird seit der Vorstellung ihres Vorhabens 2015 immer wieder getrübt: Von Protestaktionen gegen das Bauprojekt bis zu Klagen und sogar Sabotageakten reicht die unerfreuliche Palette der Ereignisse. Zuletzt rissen Unbekannte einen Teil der 200 frisch gepflanzten, gespendeten Sträucher aus. Die Gegnerschaft agiert so entschlossen, als ginge es um das Verhindern einer lebensbedrohlichen Giftmülldeponie. „Ich weiß nicht, wo so viel Hass herkommt“, fragt sich der Mönch.
Während ringsum munter Grünland verbaut wird, stürzen sich Gegner ausgerechnet auf den Stupa, werfen dem Bau mitten in den Weingärten Naturzerstörung vor. Zudem sind sie überzeugt, dass er zu Unrecht genehmigt wurde. Auch die Volksanwaltschaft ist überzeugt, man hätte ein Gebäude dieser Größe niemals mit einer Kapelle gleichstellen dürften. Nur derartige religiöse Bauten dürfen nämlich ohne weitere Prüfung im Grünland entstehen. So geriet ÖVP-Bürgermeister Alfred Riedl, er ist auch Gemeindebund-Präsident, ins Visier der Stupa-Gegner, hat aber stets all Vorwürfe zurück gewiesen.
Verhandlung
Zu diesem Thema gibt es im Mai eine Verhandlung am nö. Landesverwaltungsgericht. „Sollte das Gericht zum Schluss kommen, dass die Baubewilligung nicht rechtens ist, muss der Bau abgerissen werden“, verlangt Helmut Ferrari, Sprecher der Bürgerinitiative „Rettet den Wagram“.
Der Konflikt hat sich zum psychologischen und juristischen Grabenkampf entwickelt. Klagen und Gegenklagen, Anzeigen und Proteste reihen sich an einander. Zuletzt wurde Ferrari zu Unterlassung und Schadenersatz von 6000 Euro verurteilt, weil er Baufahrzeuge an der Zufahrt zur Baustelle gehindert hat. „Dagegen berufe ich. Ich habe das Recht, eine angemeldete Demonstration durchzuführen“, sagt Ferrari.
Ein Bauarbeiter, der Ferrari schlug, wurde ebenfalls verurteilt. Die Staatsanwaltschaft untersucht unterdessen ein Posting der Gruppe „Rettet den Wagram“, das den Buddhismus verunglimpft.
Die Initiatoren bleiben gelassen. „Alle Verfahren wurden korrekt abgewickelt, der Bau gefährdet weder Tiere noch Pflanzen und steht nicht im Schutzgebiet“, betont Lindmayer. Außerdem wird er privat finanziert. „Leider geht jetzt viel Geld für diese Verfahren drauf, aber wir müssen uns wehren“, sagt sie und hofft auf weitere Spenden.
„Wir bekommen wunderbare Buddha-Reliquien für unseren Stupa, ein Künstler stellt für uns eine schöne Buddha-Statue her“, erzählt Sunim. Der überzeugt ist, ein Friedens-Stupa würde den Bewohnern der Gegend gut tun.
Kommentare