Polit-Aufstieg in NÖ: Als Landesrat endet 30-jährige Bürgermeister-Ära

Ludwig Schleritzko mit Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Anton Kasser.
Er habe am Donnerstag einen aufregenden Tag erlebt, weil ihn Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner unmittelbar, nachdem Landesrat Ludwig Schleritzko den Rücktritt erklärt hatte, in die Landesregierung berufen habe, teilt der ÖVP-Landtagsabgeordnete Anton Kasser auf seiner Facebook-Seite „Allhartsberger Bürgermeister“ am Freitagmorgen mit. Für ihn sei das eine große Überraschung gewesen, aber auch eine große Ehre, so Kasser. Mikl-Leitner und den Verantwortungsträgern der Volkspartei NÖ dankt er für das große Vertrauen.
Mit seiner bei der nächstwöchigen Landtagssitzung anberaumten Wahl zum Finanz- und Spitalslandesrat geht gleichzeitig in Kassers Heimatgemeinde Allhartsberg im Bezirk Amstetten eine 30-jährige Ära zu Ende. Dort muss er sein Bürgermeisteramt zurücklegen, damit der Gemeinderat einen neuen Ortschef bestimmt.
Neuwahl innerhalb von 14 Tagen
Wer das sein werde, sei eine rein politische Entscheidung, sagt der Allhartsberger Amtsleiter Jürgen Waser. „Das Prozedere ist genau in der niederösterreichischen Gemeindeordnung vorgegeben“, berichtet er. Die Ernennung zum Landesrat und der Rücktritt als Bürgermeister würden einhergehen, „außer der Bürgermeister erklärt sich in einem Schriftstück früher“, sagt Waser. Binnen 14 Tagen müsse die Neuwahl des Ortschefs über die Bühne gehen. So lange wird ÖVP-Vizebürgermeister Leopold Kromoser die Amtsgeschäfte führen. Sowohl Kasser, als auch Kromoser waren für den KURIER am Freitag vorerst nicht zu erreichen.
Das politische Erbe Kassers liegt jedenfalls unumstritten in ÖVP-Händen: Von 21 Sitzen hält die ÖVP 16, die FPÖ 3 und die SPÖ 2.
Mit Kasser zieht ein profunder Kommunalpolitiker in die Landesregierung ein, der auf eine facettenreiche Entwicklung verweisen kann. Politisch erstmals aufgefallen war der Ybbstaler in den frühen 1990er-Jahren, als er als Sprecher der damals größten Bürgerinitiative Österreichs „Entscheide mit“ mit Tausenden Mitgliedern dazu beitrug, das geplante riesige Alu-Schmelzwerk SMA zu verhindern. 1995 wurde er dann zum Bürgermeister gewählt. In den Landtag zog der Bauernbündler erstmals 2009 ein. Mittlerweile ist er mit kurzer Unterbrechung insgesamt 16 Jahre lang NÖ Abgeordneter.
Als langjähriger Obmann des Amstetten Gemeindedienstleistungsverbandes (GDA) stieg Kasser auch zum Präsidenten der NÖ Umweltverbände auf. Zuletzt für Aufsehen sorgte der GDA-Chef mit der Ankündigung, dass aufgrund der laufenden Projekte der Bezirk Amstetten als erster Bezirk Österreichs in den ländlichen Bereichen fast zur Gänze mit Breitband versorgt sein werde.

Mario Wührer folgt Kasser im Landtag
Mostviertler Personalia
Mit Kassers Aufstieg wird sein ÖVP-Landtagsmandat auf den 48-jährigen Vizebürgermeister von Waidhofen an der Ybbs, Mario Wührer, übertragen werden. Er ist ebenfalls Bauernbündler und Landwirt in Windhag, zudem Versicherungskaufmann sowie Obmann der Bezirksbauernkammer Waidhofen /Ybbs und Obmann im Naturpark Ybbstal. Als künftiger Landtagsabgeordneter kann er auch die Position des Vizebürgermeisters weiter beibehalten.
Neben Kassers und Wührers geplanter Angelobung in den neuen Funktionen soll im nächsten Landtag am kommenden Donnerstag auch der Bürgermeister von Haag, Lukas Michlmayr (ÖAAB), zum neuen ÖVP-Abgeordneten ernannt werden. Er löst den früheren Landesgeschäftsführer Bernhard Ebner ab. Der politische Herbst im Landtag startet also mit einem Mostviertel-Fest.
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