Paukenschlag in NÖ: ÖVP-Landesrat Schleritzko geht

Im Jahr 2017 war es die erste große Personalentscheidung der damals frischgebackenen ÖVP-Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner gewesen: Ludwig Schleritzko aus Horn zum neuen Finanzlandesrat zu machen. Der Waldviertler hatte zu diesem Zeitpunkt den Nationalpark Thayatal als Geschäftsführer verwaltet.
Sein Wechsel in die Politik sorgte zu diesem Zeitpunkt in der Volkspartei für großes Staunen. Mikl-Leitner wurde damals attestiert, dass sie einen personellen Coup gelandet hatte. Nicht nur wegen Schleritzkos Kompetenz in der Landesregierung, sondern auch wegen seiner Rolle in der Partei. Er deckte ab sofort politisch das Waldviertel ab, wo die ÖVP bis dahin doch ihre Schwierigkeiten hatte.
Noch größer war das Staunen dann am Donnerstag, als öffentlich wurde, dass der Bauernbündler die Landesregierung wieder verlässt. Immerhin war der mittlerweile 46-Jährige mehr als acht Jahre als Chef der Finanzen eine der zentralen Figuren in der Landesregierung gewesen. In der Regierung Mikl-Leitner I, wo er für die Finanzen und den öffentlichen Verkehr zuständig war. Sein großes Projekt war, eine zweite Schnellbahn-Stammstrecke für den Pendlerverkehr zu initiieren. Was allerdings am Widerstand in Wien scheiterte. Und ab 2023 in der Regierung Mikl-Leitner II, wo er zusätzlich zu den Finanzen die Zuständigkeit für die Spitäler übernahm.

Die Nachfolge tritt Anton Kasser an.
Während es in der ersten Regierungsperiode kaum Reibereien im VP-Team gegeben hatte, war das nach der Wahl 2023 anders. Da rutschte die Volkspartei unter die 40-Prozent-Marke, was mit dem Verlust eines Sitzes in der Landesregierung verbunden war. Die ÖVP-Spitze rund um Johanna Mikl-Leitner wollte, dass Ludwig Schleritzko von der Regierung in den Landtag wechselt. Als Nachfolger von Langzeit-Klubobmann Klaus Schneeberger.
Doch Schleritzko wehrte sich – mit Rückendeckung des Bauernbundes und dessen Obmann und Landes-Vize Stephan Pernkopf.
Turbulenzen nach Wahl 2023
Die Konsequenz: Klubobmann wurde Jochen Danninger vom Wirtschaftsbund, Schleritzko behielt seinen Sitz in der nun von einer schwarz-blauen Koalition geführten Landesregierung. Seither war das politische Klima rund um Schleritzko nicht mehr so friktionsfrei, obwohl er im Waldviertel und im Bauernbund weiterhin hohes Ansehen genoss. Als zu Beginn des Jahres auf der Gerüchtebörse eine – mittlerweile völlig verstummte – Nachfolgediskussion über den Landeshauptfrausessel ausgebrochen war, tauchte immer wieder auch der Name Ludwig Schleritzko auf. Obwohl er selbst derartige Ambitionen genauso oft strikt von sich wies.
Was ihm zuletzt abgesehen von den budgetären Nöten besonderes Kopfzerbrechen bereitet hatte: Der Gesundheitsplan 2040+ verbunden mit den Schließungen von Krankenhäusern. Die Entscheidung hat er zwar voll mitgetragen, die internen und externen Diskussionen in seinem Waldviertel, wo es das Spital Gmünd treffen wird, waren dennoch zermürbend.

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner
Zuletzt wurde dann immer deutlicher, dass sich Ludwig Schleritzko aus der Politik zurückziehen wird. Das Feuer der Jahre davor war bei ihm nicht mehr zu spüren. Zu Beginn der Woche machte er die Regierungsklausur mit Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und ihrem FPÖ-Stellvertreter Udo Landbauer an der Spitze, noch mit. Am Donnerstag gab es aber dann das entscheidende Vieraugengespräch im Büro von Mikl-Leitner, wo er ihr seinen Entschluss mitteilte, in die Privatwirtschaft zu wechseln. Konkret in die Raiffeisenholding NÖ-Wien.
Erwin Pröll macht sich Sorgen
Das sei ein höchst persönlicher Entschluss gewesen, sagte Schleritzko danach. Und: „Nach mehr als acht intensiven und prägenden Jahren in der Landesregierung ist für mich nun die Zeit gekommen, ein neues Kapitel aufzuschlagen.“ Er sei dankbar, für das Vertrauen, das ihm entgegengebracht worden sei, und stolz auf das Erreichte. Johanna Mikl-Leitner erklärte, dass man so eine Entscheidung respektieren müsse. Und: „Ich danke Ludwig Schleritzko für sein persönliches Engagement für die Menschen in unserem Land.“ Für seinen neuen Job wünsche sie ihm alles Gute.
Auf ihren Vorschlag hinauf wurde noch am selben Tag Toni Kasser als Nachfolger vom Landesparteivorstand abgesegnet. Der 62-jährige Bürgermeister von Allhartsberg ist derzeit der längstdienende ÖVP-Landtagsabgeordnete. Für Mikl-Leitner ist er ein „erfahrener, kompetenter und bodenständiger Kommunalpolitiker“, der die Qualitäten habe, diese Schlüsselressorts zu führen.
Dank erhielt Schleritzko auch zum Abschied von anderen Landtagsparteien. Alt-Landeshauptmann Erwin Pröll kommentierte den Abgang so: „Es ist politisch und menschlich ein Verlust. Das macht mir Sorgen.“
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