Kampf gegen Zitronensäure-Werk: Umweltspezialist unterstützt Anrainer

Lokalaugenschein vor Ort.
Grundstücksverkauf ist laut Bürgermeister unter Dach und Fach, Anwalt sieht Projekt als Bedrohung.

Die Mitglieder der Bürgerinitiative "Ritter der Au" haben einen juristischen Verbündeten gefunden, um sich gegen das geplante Zitronensäure-Produktionswerk im Grenzgebiet der Gemeinden Zelking-Matzleinsdorf und Leiben, Bezirk Melk, zu wehren. Anwalt und Umweltspezialist Wolfgang List will aus Erfahrung wissen, dass es sich bei dem Bauvorhaben – auch wenn er die Details noch nicht kennt – um "ein reines Zerstörungsprojekt" handelt. Er sieht etwa das angrenzende Natura-2000-Gebiet und das Weltkulturerbe Wachau massiv bedroht.

Wie berichtet, will der Schweizer Chemiekonzern Jungbunzlauer neben dem aktuellen Werk in Pernhofen, Bezirk Mistelbach, ein weiteres auf einem 35 Hektar großen Grundstück nahe der Donau im Bezirk Melk errichten lassen. "Als wir uns den bestehenden Betrieb angesehen haben, waren wir entsetzt. Man sieht immense Licht- und andere Emissionen", sagt Christoph Schaufler, Sprecher der Initiative. Er und viele andere Bürger in den betroffenen Gemeinden machen sich um die Lebensqualität und das Landschaftsbild Sorgen. Dass ein Stück des Geländes schon seit längerer Zeit als Industriefläche gewidmet ist, sei ein Joker des Konzerns. "Lärm- und Geruchsbelästigungen sind vorprogrammiert", befürchtet Gegner Paul Koch, der nur einen Kilometer vom Grundstück entfernt wohnt.

Widerspruch

Anwalt Wolfgang List ist überzeugt, dass die "Industrieanlage mit gigantischen Ausmaßen in der Region undenkbar ist". Sie stehe im Widerspruch zu den gesetzlichen Verpflichtungen aus der Welterbe-Konvention. Das Gebiet sei auch eine faktische Ruhefläche für seltene Vögel, weiß sein Kollege Paul Nagler: "Auch wenn die Betriebsfläche nicht direkt im Schutzgebiet liegt, müssen die Thematiken beachtet werden."

Schon jetzt sind die ersten Hürden übersprungen worden. "Der Grundverkauf ist unter Dach und Fach. Auch die Grundsatzbeschlüsse für die notwendige Umwidmung sind schon gefasst", sagt Zelkings Gemeindechef Gerhard Bürg. Da das Werk eine gewisse Größenordnung haben werde, sei eine UVP unumgänglich: "Ohne Umweltverträglichkeitsprüfung wird es keine Bewilligung geben", sagt er. Außerdem werde der Ist-Zustand erhoben, um garantieren zu können, dass es keine Verschlechterung für Umwelt und Natur gibt.

Allerdings müsse eine Vorprüfung erst klären, ob eine UVP überhaupt notwendig ist, sagt Melks Bezirkshauptmann Norbert Haselsteiner. Zwar hätte es schon Vorgespräche gegeben, ein Verfahren sei noch keines anhängig.

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