Kampf gegen das Fischsterben
Es ist eine malerische Umgebung, die Josef Fischers Bestrebungen, den Huchen wieder heimisch zu machen, umgibt. Sein Grundstück ist umrandet von Weingärten, der Donau und der Ruine Dürnstein am gegenüberliegenden Flussufer. Im Garten des steil abfallenden Grundstücks stehen zwölf Plastikbecken, die mit Wellblech abgedeckt sind. Darin schwimmen einige Tausend Huchen in verschiedenen Größen und Altersstufen.
Neue Bedrohung
In einem Naturbecken befinden sich die ausgewachsenen Huchen. Der Größte ist 1,26 Meter lang und 22 Kilogramm schwer.
Fischer wirft ein paar lebende Forellen hinein – die Huchen schnappen sie sich sogleich. "Jetzt bloß nicht die Hand hineinhalten, wenn sie im Jagdmodus sind", sagt Fischer und lacht.
Der sogenannte Huchen-Pepi hat vor mehr als 40 Jahren mit dem Huchenzüchten begonnen. Ausschlaggebend waren die Erzählungen seines Großvaters über Huchen, die sie in seiner Jugend noch gefischt haben. Fischer war fasziniert, der Huchen aber so gut wie ausgestorben. Mittlerweile kommt der Huchen dank Fischer wieder natürlich vor – in der Donau und den Zubringerflüssen.
Im Durchschnitt züchtet Fischer jedes Jahr 7000 neue Huchen, die er später wieder aussetzt. "Ich krieg rein, was es mich kostet, ich mach das nicht kommerziell", sagt Fischer, der von seinen zehn Hektar Weingärten lebt. Der Huchen ist der größte Lachsfisch der Welt und kann bis zu 40 Jahre alt werden. In den 1970er-Jahren waren die mangelnden Wander- und Laichmöglichkeiten wegen der Donaubegradigung und Kraftwerkbauten vorrangig ausschlaggebend für das Aussterben des Huchen. Heute, da er wieder heimisch geworden ist, machen ihm die wärmer werdenden Temperaturen der Gewässer zu schaffen. "In heißen Sommern sind schon Huchen in der Traisen und Pielach deswegen verendet", erklärt Fischer. "Das wird in Zukunft bestimmt noch mehr."
Der Hecht frisst alle auf
Das WasserCluster Lunz (Bezirk Scheibbs), Zentrum für aquatische Ökosysteme, erforscht die Auswirkungen des Klimawandels auf die Temperatursteigerung der Gewässer und damit die Veränderung der Fischpopulationen. Vor allem die Familie der Salmoniden, zu der auch der Huchen gehört, ist betroffen.
"Schon bei ein paar wenigen Grad mehr halten es diese Fische nicht mehr aus. Es kommt zu einem Shift von lachsartigen Fischen zu den karpfenartigen Fischen", erklärt Arbeitsgruppenleiter Martin Kainz. "Der Hecht zum Beispiel fühlt sich bei wärmeren Temperaturen wohler. Wenn er gute Laichtemperaturen im Frühjahr findet, kann es sein, dass er zu Seen vordringt, die bis dato nicht besiedelt waren", sagt Kainz. So ist es etwa im Lunzer See der Fall."Der Hecht ist ein Raubfisch und frisst alles auf. Im Lunzer See gab es seit der Eiszeit den Saibling, jetzt hat ihn der Hecht bereits komplett aufgefressen. Auch die Forelle ist davon betroffen", sagt Kainz. "Stattdessen gibt es neben Hechten jetzt Rotaugen und -federn, die man aber nicht verspeisen kann", erklärt Kainz. Noch könne nicht abgeschätzt werden, welche Auswirkungen dies auf das gesamte System hat. Eines beunruhigt Kainz bereits jedoch: "Es gibt weniger nicht-importierte Omega-Drei-Fettsäuren dadurch. Die sind aber lebenswichtig für den Menschen." Der Huchen-Pepi hat es einstweilen geschafft, den Huchen zu retten. Ob es so bleibt und ob es ihm andere mit anderen Fischarten gleichtun können, wird sich zeigen.
Bisher waren Fischer unter anderem an Öffnungszeiten und die Verfügbarkeit von Postkästen gebunden, um ihrem Hobby ordnungsgemäß nachgehen zu können.
Die zwei Jungunternehmer Wolfgang Lang und Michael Plockinger wollen das Fischen mit hejfish.com in die Gegenwart holen und haben sich vorgenommen, das Fischen zu digitalisieren. Via Homepage und App werden die Schritte, die zum Fischen notwendig sind, erleichtert: Die Angelkarte, die zum Angeln berechtigt, kann online heruntergeladen werden und muss nicht mehr, wie bisher, bei Geschäften und Gasthäusern geholt werden.
Der amtliche Fischerschein, der die Voraussetzung dafür ist, muss einmalig eingescannt werden. Dann können für die jeweiligen Gewässer die erforderlichen Tages-, Wochen- und Jahreskarten gelöst werden. Auch die Fänge – welche Fische aus den Gewässern entnommen wurden – können digital eingegeben werden. Bisher mussten sie per Post verschickt werden, "was dann viele nicht gemacht haben, weil es sehr umständlich war", sagt Lang. Mit dem neuen digitalen System sei auch den Gewässerbetreibern geholfen, den Überblick zu bewahren.
120.000 Fischer
"Derzeit kann auf Informationen über Art und Qualität von 300 Gewässern zugegriffen werden. 35.000 wiederkehrende Nutzer gibt es im Moment", sagt Lang. Das Angebot soll auf 1000 Gewässer in den nächsten Jahren ausgeweitet werden. Auch Deutschland ist auf hejfish.com vertreten, momentan steht einmal der deutschsprachige Raum im Fokus, in der Folge soll auch dies ausgeweitet werden.
Ab Sommer soll auch eine neue App verfügbar sein, wo die Dienste auch offline genutzt werden können.
Etwa 120.000 Menschen fischen in Österreich, mit Gästen aus dem Ausland sind es laut Manuel Hinterhofer, Geschäftsführer des österreichischen Fischereiverbands, sogar 450.000. In Niederösterreich gibt es die meisten. "Pro Region ist ganz genau festgelegt, wie viele Fische entnommen werden dürfen", sagt er.
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