Forschung für die Elite: Wie das Jagdkommando einsatzbereit bleibt
80 Elitesoldaten wurden getestet.
Wer zur Elitetruppe des Bundesheeres mit Sitz in Wiener Neustadt gehören will, muss die härteste Ausbildung absolvieren, die die Armee zu bieten hat.
Nur wenige schaffen das Jagdkommando-Auswahlverfahren, das von langen Märschen mit wenig Nahrung, kalten Nächten in den Bergen, vielen Läufen auf der Hindernisbahn und Fallschirmsprüngen geprägt ist.
Ein Faktor, der vielen Anwärtern zu schaffen macht, ist dabei auch der Schlafentzug: In manchen Phasen der Ausbildung können die Soldaten innerhalb von fünf bis sechs Tagen maximal nur eine Stunde ruhen.
Aber auch diejenigen, die in den elitären Kreis des Jagdkommandos aufgenommen wurden, müssen immer damit rechnen, mit wenig Schlaf auszukommen.
Europaweit einzigartige Studie
„Unsere Jagdkommandosoldaten sind körperlich und mental auf einem ähnlichen Niveau wie Spitzensportler. Der Unterschied ist: Ein Sportler weiß immer, wann sein nächster Wettkampf ist – ein Jagdkommandosoldat weiß nie, wann er in den Einsatz geht“, betont Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP).
Nun hat das Ministerium eine laut eigenen Angaben europaweit einzigartige Studie („Human Peak Performance Project“) gestartet. Mit an Bord sind auch die Universität Wien und weitere wissenschaftliche Partner. Über der Studie steht eine Frage: Wie bleiben Soldatinnen und Soldaten unter extremen Belastungen dauerhaft gesund, leistungsfähig und bereit für den Ernstfall?
Für die Studie wurden 80 Soldaten des Jagdkommandos über 15 Monate begleitet – unter realistischen Einsatzbedingungen. Die Datenfülle ist außergewöhnlich: Mehr als 21.500 Nächte Schlaf wurden per Biosensorik erfasst, dazu Blutwerte, Stressmarker, sportphysiologische Tests und psychologische Befragungen. Projektleiterin Caroline Rakowitz verweist auf internationalen Zuspruch: „Bereits jetzt gibt es großes Interesse, unter anderem aus Deutschland. Die Ergebnisse sind auch für Polizei, Rettung oder Feuerwehr relevant.“
Exakte Messung möglich
Die Analysen zeigen, dass Spezialeinsatzkräfte enormen körperlichen und psychischen Belastungen ausgesetzt sind – und dennoch einen überdurchschnittlich hohen Anteil an erholsamem REM-Schlaf (Traumschlaf) aufweisen. Über den Studienzeitraum hinweg verbesserten sich sowohl die subjektiv wahrgenommene Schlafqualität als auch objektive Werte wie die Herzratenvariabilität.
Die Forschenden können damit erstmals exakt messen, wie sich Stress auf Regeneration und Leistungsfähigkeit auswirkt – und welche Maßnahmen helfen, die Erholung zu steigern. Diese Ergebnisse fließen bereits in die Trainingssteuerung ein, um Verletzungen oder Überlastung vorzubeugen. Klar ist nach den Untersuchungen: Wer sich gut regeneriert, beugt Fehlentscheidungen aber auch Verletzungen vor.
Der Abschluss des Projekts ist für Jänner vorgesehen. Danach sollen die Erkenntnisse nicht nur beim Jagdkommando, sondern im gesamten Bundesheer eingesetzt werden.
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