Rehe, Wölfe und Drohnen: Das ändert sich im Jagdgesetz in NÖ

Jäger
Frühere Jagdzeiten, mehr Technik und klare Regeln beim Wolf: Die Novelle des Jagdgesetzes wird nun beschlossen. Der WWF übt scharfe Kritik.

Sie gelten als Feinschmecker im Weinberg, sind bei den Winzern aber gar nicht gern gesehene Gäste. Die Rede ist von Rehen, die oft Schäden anrichten, indem sie junge Triebe und Knospen abfressen. 

Künftig können Rehe, die in Weingärten gesichtet werden, bereits ab 1. April erlegt werden. Die Maßnahme ist dem Klimawandel geschuldet, der die Reben früher austreiben lässt.

Diese Maßnahme ist nur eine von vielen, die in der Novelle des niederösterreichischen Jagdgesetzes ihren Niederschlag gefunden haben. 

"Novelle schafft Rechtssicherheit"

„Der Klimawandel nimmt starken Einfluss auf die Natur. Das heißt auch für die Jäger, dass sie vor neuen Herausforderungen stehen. Dafür braucht es klare und moderne Regeln – die Novelle schafft Rechtssicherheit und stärkt die Sicherheit im Revier“, betont Landesjägermeister Christoph Metzker.

Das ganz große Thema ist aber weiterhin der Wolf. Niederösterreich nutzt künftig den durch die Europäische Union eröffneten Spielraum und nimmt den Wolf - zwischen 30 und 50 Tiere sind in Niederösterreich unterwegs - als jagdbare, aber ganzjährig geschonte Tierart ins Gesetz auf. Für sogenannte „Problemwölfe“ sind Ausnahmen vorgesehen.

Künftig sollen Vertreibung und Vergrämung ohne zusätzliche Voraussetzungen möglich sein, und auch die Kriterien für Abschüsse werden vereinfacht – etwa, wenn sich Wölfe Siedlungen nähern oder geschützte Nutztiere reißen. Begleitend werden Monitoringprogramme, Entschädigungen bei Nutztierverlusten sowie Förderungen für Schutzzäune fortgesetzt.

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Schmuckenschlager, Pernkopf und Metzker präsentierten die Novelle (v.li.)

Landwirtschaftskammerpräsident Johannes Schmuckenschlager betont den Sicherheitsaspekt: „Wölfe dringen zunehmend in besiedelte Gebiete und auf Weideflächen vor. Mit der Novelle schaffen wir die Grundlage für ein aktives Wolfsmanagement und können bei Problemfällen rasch handeln.“

Ein zentraler Bestandteil der Reform ist der verstärkte Einsatz von Drohnen. Sie sollen künftig nicht nur zur Rettung von Rehkitzen bei der Wiesenmahd eingesetzt werden, sondern auch bei der Erhebung von Wildbeständen und Wildschäden helfen. Ziel sei es, die Verantwortung von Jagd und Landwirtschaft für Tier- und Naturschutz zu stärken, heißt es.

Mehr Ruhezeit für das Wild

Auch der Einsatz von Nachtzielhilfen wird erweitert. Diese Technik, bisher nur zur Schwarzwildbekämpfung erlaubt, soll künftig auch bei Fuchs, Steinmarder und anderen Raubwildarten eingesetzt werden. Damit will man bodenbrütende Vogelarten, Feldhasen und andere Tierarten besser schützen sowie Krankheiten wie Räude und Fuchsbandwurm eindämmen. 

Gleichzeitig wird die gesetzlich vorgeschriebene Nachtzeit um eine Stunde verlängert, um dem übrigen Wild mehr Ruhe zu geben.

„Wir handeln aus Verantwortung für Natur und Sicherheit. Das neue Gesetz steht für moderne, weidgerechte und verantwortungsvolle Jagd in Niederösterreich“, sagt Landesvize Stephan Pernkopf (ÖVP). Die Novelle soll am 20. November im Landtag beschlossen werden, Mitte Jänner kommenden Jahres tritt sie dann in Kraft.

"Willkürliche Tötungen"

Kritik an der vorgesehenen Änderung der Regeln für Wolfsabschüsse kam am Montag umgehend vom WWF. 

„Diese Pläne widersprechen eindeutig den europäischen Rechtsvorgaben“, sagte Christian Pichler, Experte der Naturschutzorganisation. Bemängelt wurde, dass für Abschüsse keine behördliche Genehmigung erforderlich ist. Dies entbehre „jeder fachlichen und rechtlichen Grundlage“ und öffne „willkürlichen Tötungen Tür und Tor“.

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