"Dummheit": Geflüchteter 17-Jähriger warb für den IS

Das Justizzentrum Korneuburg mit Passanten vor dem Eingang.
Der Jugendliche verbreitete Propaganda, ließ aber keine Taten folgen. Er wurde freigesprochen.

„Ich habe es aus Dummheit gemacht“, gibt sich der 17-Jährige bei der Einvernahme einsichtig. Der junge Schwechater musste sich am Montag vor einem Jugendschöffensenat im Landesgericht Korneuburg verantworten, und die Liste seiner Vergehen war lang. 

Bereits früher hatte er eine bedingte Haftstrafe für Raufhandel erhalten, zwischenzeitlich hatte er mit dem Verkauf von Drogen, dem illegalen Besitz einer Schreckschusswaffe trotz Waffenverbots und einem Raubüberfall auf zwei Jugendliche im März nachgelegt. Schwerpunkt der Verhandlung waren jedoch Propaganda-Inhalte für den Islamischen Staat (IS), die er über mehrere Social Media-Kanäle verbreitet hatte. 

Vor dem Richter gibt sich der Angeklagte kleinlaut, versucht lediglich halbherzig, sich herauszureden. Ohne Erfolg. „Ich hatte nur drei Follower“, argumentiert er. „Aber es hätten Ihnen mehr folgen können“, konterte Richter Franz Furtner  –  was der 17-Jährige sogleich zugab. 

Reumütig

Den IS hätte er nie ernsthaft unterstützen wollen, für ihn sei es ein Spaß gewesen. „Der IS ist eine grausliche Terrororganisation, das weiß jeder, der in Österreich lebt“, hielt ihm Furtner vor. Und auch der Vater des Angeklagten hätte ihm ins Gewissen geredet. Aus gutem Grund, immerhin ist die Familie vor ein paar Jahren aus Syrien geflohen, um eben diesem Terrorregime zu entkommen. 

Tatsache ist jedoch: Dem 17-Jährigen konnte keine konkrete Tathandlung nachgewiesen werden. Weder gab es Beweise dafür, dass er nach Syrien reisen wollte, noch hat er Geld an den IS überwiesen. Auch andere hatte er nie zu diesen Handlungen zu überreden versucht, weshalb er von diesen Vorwürfen freigesprochen und aus der Untersuchungshaft entlassen wurde. 

Milde Strafe

Anders verhielt es sich hingegen bei den anderen Anklagepunkten; er erhielt eine Freiheitsstrafe von 15 Monaten, 12 davon wurden ihm bedingt nachgesehen. Den Verkauf von Cannabis und Kokain auf offener Straße gab er unumwunden zu. Ein Foto, auf dem er trotz eines aufrechten Waffenverbots mit einer Schreckschusswaffe zu sehen ist, versuchte er gar nicht erst abzustreiten. Und auch den Raubüberfall auf zwei 14-Jährige, an dem er mit drei weiteren Angeklagten beteiligt war, bereute er. 

Sein Schuldeingeständnis ließ das Urteil (nicht rechtskräftig) milde ausfallen. Der 17-Jährige ist in Therapie und arbeitet mit dem Verein Derad, der sich der Deradikalisierung verschrieben hat. 

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