Integration: Verständigung über den Sport

Raffi Elias (Mitte) trainiert mit Ali Dönmez und Thomas Klengl.
"Es ist egal, welche Nationalität man hat", sagen die Spieler des Wiener Neustädter Basketball-Vereins Blue Devils.

Wenn das Handy von Raffi Elias läutet, und Ali, Sascha oder Thomas dran sind, dann packt er sofort seine Sachen und macht sich auf den Weg. Denn dann ist es Zeit, ein paar Körbe zu werfen.

Seit letzter Saison integriert der Wiener Neustädter Basketball-Verein Blue Devils Flüchtlinge in seinen Trainingsalltag. Es spielen immer drei bis vier Asylwerber mit. Darunter: Raffi Elias, 34 Jahre alt, aus Syrien. Seit sechs Monaten ist er jetzt in Österreich, derzeit lebt er in einer Wohnung der Caritas in Wiener Neustadt. Ohne seine Familie. Denn seine Frau und seinen vierjährigen Sohn musste er zurücklassen. Im September wird über die Zukunft von Raffi Elias entschieden. Er hofft, seine Familie nachholen zu können.

Durch die Blue Devils hat Raffi Elias nicht nur einen Verein, sondern vor allem neue Freunde gefunden. Auf dem Platz steht er den Wiener Neustädtern um nichts nach, denn Elias hat in Syrien professionell Basketball gespielt.

"Wenn ich nicht spiele, bin ich nicht glücklich", sagt der 34-Jährige.

In der derzeitigen Sommerpause wird mannschaftsübergreifend auf dem Freiplatz gespielt. Auch dort ist Elias immer dabei und wird von seinen Mitspielern beneidet: "Er schwitzt einfach nie. Für ihn sind unsere heißesten Temperaturen gerade angenehm", sagt einer.

In der U16-Mannschaft ist ein 15-jähriger Syrer fixer Bestandteil des Teams. Die Kinder hätten den Jugendlichen sofort aufgenommen, wie Trainer und Vorstandsmitglied Thomas Klengl sagt. "Ich habe den Kindern erklärt, dass sie mit ihm nur Englisch sprechen können. Das ist jetzt ganz normal für sie." Auch Klengl stellte seinen Trainingsablauf um: "Ich erkläre jetzt immer alles ein Mal auf Englisch und ein Mal auf Deutsch. Es gibt gar keine Probleme."

Vorurteile abbauen

Die Blue Devils sehen die Integration von Asylwerbern als notwendig an. "Wir wollen durch den Kontakt Vorurteile abbauen. Das funktioniert nur wirklich, wenn man mit den Menschen zu tun hat, und ihre persönlichen Geschichten hört", sagt Spieler und Vorstandsmitglied Ali Dönmez. Der Ballsport sei optimal, um Kontakte aufzubauen. "Basketball bietet sich da an, denn es ist völlig egal, welche Nationalität man hat, man verständigt sich einfach über den Sport", sagt Trainer Klengl. "Wir haben einige Spieler aus dem Ausland, sie haben bei uns eine zweite Familie gefunden. Und genauso ist das auch bei den Flüchtlingen."

Ab September startet bei den Wiener Neustädter Teufeln wieder der Regelbetrieb – und auch da sind die Asylwerber fix eingeplant.

Einen Monat lang stellt der KURIER Menschen vor, die sich in Österreich für Flüchtlinge engagieren. Sie möchten von Ihrer Aktion erzählen? Schreiben Sie an integration@kurier.at

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