Im Wettlauf mit den Gangstern

Oft ist Geduld gefragt: Stundenlang müssen die Experten durchs Mikroskop blicken, um einen Fall zu lösen.
CSI auf niederösterreichisch – eine 24-köpfige Truppe entlarvt Mörder, Fälscher und Drogendealer.

Im Keller des Landeskriminalamtes NÖ, hinter alarmgesicherten Türen, stehen sie in Reih und Glied: Hunderte Waffen, die wie stumme Zeugen von Gewalttaten erzählen, die das Land erschütterten. "Diese Waffe", sagt Ludwig Drescher und zieht ein abgesägtes Gewehr aus dem Regal, "hat Johann Kastenberger verwendet." Der Bankräuber ging als "Pumpgun-Ronnie" in die österreichische Kriminalgeschichte ein, er tötete zumindest einen Menschen, sein Leben wurde sogar verfilmt.

Drescher ist ein Waffenspezialist und gehört zu einer 24-köpfigen Einheit, die bei der Klärung von Fällen immer wieder eine maßgebliche Rolle spielt: die Kriminalpolizeiliche Untersuchungsstelle, kurz KPU genannt.

Amokläufer

Hier, in den modernen Räumen der Waffenanalyse, kann geklärt werden, aus welcher Waffe ein Schuss abgegeben wurde, oder auch nicht. Dazu steht unter anderem ein mit Wasser gefülltes Becken zur Verfügung, in das hineingefeuert wird. Anschließend können die Projektile analysiert werden, oft ist stundenlange Geduld gefragt, um zu einem Ergebnis zu kommen. Zu tun gibt es für die Spezialisten genug. Monatelang waren sie zum Beispiel damit beschäftigt, das Waffenarsenal des Amokläufers von Annaberg, Alois Huber, unter die Lupe zu nehmen. "Da waren wir sehr gefordert", erzählt Drescher.

Leiter der KPU, die man durchaus mit den CSI-Teams aus dem Fernsehen vergleichen kann, ist Wolfgang Stark. Ein erfahrener Ermittler, der seit 2005 die Truppe führt. Zwei Botschaften sind ihm wichtig: Auf Knopfdruck wird – im Gegensatz zum Action-Kino – kein Mord geklärt. Und die KPU ist auch dafür da, nicht nur die Schuld, sondern natürlich auch die Unschuld eines Menschen zu beweisen.

Die Schuldfrage steht auch bei tödlichen Autounfällen oft im Vordergrund. Das Team der Abteilung Photogrammmetrie ist auf diese schwierige und komplizierte Aufgabe spezialisiert. Zigtausende Bilder landen jedes Jahr auf dem Schreibtisch der Ermittler, mittels Computerprogrammen kann die Crash-Szenerie nachgestellt werden. Auch wer am Steuer saß, kann nachgewiesen werden. So können Faserspuren, die durch Reibung am Armaturenbrett oder Gurt hinterlassen werden, Rückschlüsse auf den Lenker geben.

Ein Kapazunder auf seinem Gebiet ist Ewald Reichmann von der Drogenanalyse. Suchtmittel aller Art landen in dem Labor, die Substanzen werden analysiert. Handelt es sich tatsächlich um Kokain? Wie hoch ist der THC-Gehalt (Wirkstoff) der sichergestellten Cannabisstauden.Ein gutes Auge brauchen auch jene Beamte, die Fälschern auf die Spur kommen sollen. Von fast perfekt gefälschten Chipkarten-Führerscheinen bis hin zu selbst produzierten Kennzeichen-Taferln – die Truppe befindet sich in einem ständigen Wettlauf mit den Ganoven. "Wir rüsten auf, sie rüsten auf", sagt ein Ermittler und hält einen Ausweis unter ein Gerät, das mit feinen Sensoren feststellen kann, ob es sich um ein echtes Dokument handelt oder nicht. Der Wettlauf mit den Verbrechern – in der KPU wird er tagtäglich geführt.

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