Im Kindergarten für Hunde
Schon von draußen ist das Bellen zu hören. Von innen erinnert die Hundetagesstätte "DOGS what else?!" im niederösterreichischen Guntramsdorf an eine herkömmliche Wohnung. Sie ist in einem ehemaligen Firmengebäude untergebracht. Das Vorzimmer ist hundefreie Zone. Hier werden die Vierbeiner nur "angezogen" – also angeleint – bevor es zum Äußerln geht. Mit hüfthohen Zäunen, wie sie auch bei Kleinkindern zum Absperren von Stiegenabgängen eingesetzt werden, sind die Räume voneinander abgetrennt. Ausgestattet sind die Zimmer mit Sofas, Fellteppichen, Kuschelpolstern, Körbchen und Spielzeug.
15 Hunde kommen täglich. Vom kleinen zweieinhalb Kilo schweren Papillon bis zum stämmigen und bezeichnenderweise "Macho" genannten Labrador. Die Herrchen und Frauchen bringen die Hunde in der Früh, bevor sie zur Arbeit gehen, und holen sie am Abend wieder ab. Geöffnet ist von sieben Uhr in der Früh bis um sieben Uhr am Abend. Die Abgabe- und Abholzeiten sind flexibel.
520 Euro pro Monat
In der Tagesstätte gibt es verschiedene Programmpunkte: Schlafen, gassigehen in den umliegenden Weinbergen, fressen, spielen, und wenn es draußen schön ist, dürfen die Hunde auch im eigenen Garten spielen gehen – wie in einem Kindergarten eben. Nur dass die Hunde wie Hunde behandelt werden, das ist Eva Daniela Rauch, die "DOGS what else?!" 2011 gegründet hat, sehr wichtig. Billig ist die Sache nicht. 26 Euro kostet das Ganze pro Tag. Das macht 520 Euro pro Monat. Kindergärten in Niederösterreich sind kostenlos, der Privatkindergarten "Max und Moritz" in Baden kostet vergleichsweise nur zwischen 290 und 400 Euro pro Kind und Monat.
Menschenersatz
"Der Hund wird immer mehr zum Menschenersatz. Familien, die keine Kinder haben, nehmen sich einen Hund und behandeln ihn dann oftmals wie ein Kind. Sogar Familien mit Kindern verhätscheln ihre Hunde wie Kinder oder sogar mehr. Für Singles ist der Hund oft der Ersatz für einen Partner", sagt Rauch. Das computerisierte und dadurch vereinsamende Umfeld sei Ursache.
Auch in Sozialen Medien werden Hunde zunehmend vermenschlicht. Sie bekommen eigene Profile und gepostet wird, als könnte das Tier sprechen. "Wenn Hunde aber wie Kinder behandelt werden und alles dürfen, dann werden sie den Menschen irgendwann auf der Nase herumtanzen", erklärt die Betreiberin.
In Österreich selten
Ein Drittel der in Österreich registrierten Hunde leben in NÖ. Auf 100.000 Einwohner kommen hier 8400 Hunde. In der Form, wie Rauch es betreibt, gibt es in der Umgebung aber nichts Vergleichbares, wie sie sagt. "Viele der Hunde, die tagsüber aus beruflichen Gründen nicht beim Tierhalter bleiben können, sind im Normalfall eher privat bei Bekannten untergebracht bzw. gibt es Tiersitter, die ins Haus kommen", sagt Anton Feilinger, Sprecher des NÖ-Tierschutz-Landesrates. In New York oder Berlin sind Hundetagesstätten bereits weit verbreitet.
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